Sierra Leone wählt neuen Präsidenten und Parlament

Sierra Leone wählt neuen Präsidenten und Parlament

Nairobi, Freetown (epd). Im westafrikanischen Sierra Leone werden am Samstag Parlaments- und Präsidentenwahlen abgehalten. Bei dem Rennen um das Amt des Staatschefs treten lediglich zwei Kandidaten an: der amtierende Präsident Julius Maada Bio von der Sierra Leone People’s Party und Samura Kamara vom All People’s Congress. Inmitten einer wirtschaftlich schwierigen Lage versprechen beide Kandidaten, mehr Jobs für die rund 8,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zu schaffen.

Bio und sein Herausforderer Kamara sind politische Veteranen und waren schon 1996 für wenige Monate gemeinsam Teil einer Militärregierung. Bio hat großen Rückhalt im Süden und Osten des Landes, Kamara im Norden und Westen. Die ethnische Zugehörigkeit spielt bei der Wahlentscheidung eine größere Rolle als das jeweilige Wahlprogramm. Um die Wahl für sich zu entscheiden, muss einer der beiden Kandidaten mindestens 55 Prozent der Stimmen erhalten, sonst gibt es eine Stichwahl.

Seit dem Ende des elfjährigen Bürgerkriegs 2002 ist in Sierra Leone eine lebendige Zivilgesellschaft entstanden. Etwa 3,4 Millionen Menschen sind zur Wahl registriert, rund 1,5 Millionen mehr als bei der vorherigen Wahl. 60 Prozent der Wahlberechtigten sind jünger als 35 Jahre alt.

Ein großes Thema bei der Wahl ist die schlechte wirtschaftliche Lage im Land. Die Jugend fühlt sich außen vor und von den politischen Parteien in ihren Anliegen nicht ernst genommen. Proteste gegen die steigenden Lebenskosten, Korruption und Polizeigewalt in der Hauptstadt Freetown und der Oppositionshochburg Makeni im August vergangenen Jahres wurden von der Polizei niedergeschossen. Bei den Auseinandersetzungen starben laut Amnesty International mindestens 20 Zivilisten und sechs Polizisten.

Eine der größten Errungenschaften von Bios Präsidentschaft ist die Abschaffung der Bildungsgebühren - von der Grundschule bis zur Universität. Noch immer kann etwa die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend lesen und schreiben. Seit Anfang Juni hat die ehemalige britische Kolonie einen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.