Bonn (epd). Die Hilfsorganisation Care pocht darauf, Frauen gleichberechtigt am Wiederaufbau in der Ukraine zu beteiligen. „Ein Wiederaufbauprozess ohne Frauen und Mädchen am Tisch ignoriert die Prioritäten der Hälfte der ukrainischen Bevölkerung und ihre Bedürfnisse“, betonte der Ukraine-Direktor von Care, Fabrice Martin, am Dienstag in Bonn. Am Mittwoch und Donnerstag wollen verschiedene Staaten bei einer internationalen Konferenz in London über den Wiederaufbau in der Ukraine und die Finanzierung beraten. Care kritisierte, bisher würden die Prioritäten und Bedürfnisse von Frauen in den Diskussionen über den Wiederaufbau kaum berücksichtigt.
„Seit der Eskalation des Krieges sind Frauen mehr häuslicher Gewalt und natürlich auch mehr konfliktbedingter sexualisierter Gewalt ausgesetzt“, erklärte Martin. Sexuelle Ausbeutung, Missbrauch und Menschenhandel seien ein großes Problem. In diesem Jahr benötigten schätzungsweise 3,6 Millionen Menschen, davon 90 Prozent Frauen und Mädchen, in der Ukraine Unterstützung in diesem Bereich. 2022 wurden Care zufolge nur 0,4 Prozent der für die Ukraine-Krise bereitgestellten humanitären Gelder für Programme zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt verwendet. Um einen nachhaltigen Wiederaufbau gewährleisten zu können, müssten Frauen auf allen Ebenen beteiligt werden, forderte Martin.