Kampala, Lagos (epd). In Nigeria ist die lokale Währung Naira innerhalb eines Tages um 61 Prozent in ihrem Wert gegenüber dem US-Dollar gefallen. Dies berichtete die nigerianische Zeitung „The Guardian“ am Donnerstag. Hintergrund ist, dass das westafrikanische Land seine jahrelange Währungsanbindung aufgegeben und den freien Handel mit Naira zugelassen hat.
Laut der Zeitung „Financial Times“ handelt es sich dabei um den stärksten Tagesverlust in der Geschichte des Landes. Analysten zufolge könnte die Aufhebung der Währungsanbindung zu einer Erhöhung des Devisenzuflusses ins Land führen und Investoren locken, da die Maßnahme das Ende für Nigerias komplexes Wechselkurssystem bedeuten könnte.
In den vergangenen Jahren war es lediglich gut vernetzten Unternehmen und Einzelpersonen in Nigeria möglich, zu subventionierten Kursen US-Dollar zu erhalten. Ein System, das zum Ziel hatte, die für wichtige Importe notwendigen Dollars zu beschaffen, jedoch auch Investoren aus dem Ausland abhielt, in Nigeria tätig zu werden und zu Devisenknappheit geführt hatte. Der größte Teil der nigerianischen Wirtschaft war bislang zu einem Parallelkurs abgewickelt worden, bei dem der Dollar bis zu 40 Prozent teurer war.
Erst am vergangenen Freitag hatte Nigerias neuer Präsident Bola Tinubu den Chef der Zentralbank, Godwin Emefiele, abgesetzt. Dessen Politik bestand in den vergangenen acht Jahren vor allem darin, den Naira zu stützen. Die Absetzung und die Liberalisierung des Marktes ist nur eine von mehreren drastischen Maßnahmen, die Tinubu seit seinem Amtsantritt Ende Mai veranlasst hat.
Mit rund 206 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Nigeria der bevölkerungsreichste Staat des Kontinents sowie die größte Volkswirtschaft Afrikas. Dennoch leben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in extremer Armut.