Frankfurt a.M. (epd). Das Rettungsschiff „Aurora“ der Hilfsorganisation Sea-Watch ist nach einem Einsatz im Mittelmeer von Italien festgesetzt worden. Das Schnellschiff müsse 20 Tage im Hafen der Insel Lampedusa bleiben, erklärte die Organisation am Donnerstag. Die Besatzung hatte in der Nacht auf Dienstag 39 Menschen aus einem seeuntauglichen und überfüllten Metallboot an Bord genommen und nach Lampedusa gebracht. Der Zustand der Geretteten habe es nicht zugelassen, die Menschen zum weit entfernten sizilianischen Hafen von Trapani zu bringen, wie von den italienischen Behörden angeordnet.
Die Festsetzung erfolgt aufgrund eines neuen Gesetzes der rechtsnationalistischen Regierung ebenso wie eine Geldstrafe von 3.333 Euro. Seit der Amtsübernahme der neuen Regierung im Oktober werden Rettungsschiffen direkt nach dem ersten Einsatz regelmäßig weit entfernte Häfen zugewiesen. Die Helferinnen und Helfer gehen davon aus, dass sie damit so lange es geht von den Rettungszonen ferngehalten werden sollen. Weitere Rettungen nach einem Einsatz sind seitdem verboten.
Die Geflüchteten an Bord der „Aurora“, darunter eine Schwangere und mehrere unbegleitete Minderjährige, hätten an Seekrankheit und Dehydrierung gelitten, erklärte Sea-Watch. Bevor sie an Bord kamen, hatte die Besatzung des Rettungsschiffes „Rise Above“ der Organisation Mission Lifeline die Lage stabilisiert und Rettungswesten verteilt. Die Crew der „Aurora“ habe die italienische Seenotrettungsstelle mehrfach um die Zuweisung eines näheren Hafens gebeten. Die Fahrt nach Trapani hätte demnach aufgrund der Wetterbedingungen mindestens 32 Stunden gedauert.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM), starben bei der Überquerung in diesem Jahr bislang mehr als 1.300 Menschen oder sie werden vermisst. Es gibt allerdings keine staatlich organisierte Seenotrettung, sodass lediglich private Initiativen nach Geflüchteten in Seenot Ausschau halten.