Frankfurt a.M., Managua (epd). Die Regierung in Nicaragua hat Bankkonten von katholischen Priestern schließen lassen. Dies berichtete die Internet-Zeitung „La Prensa“ am Mittwoch (Ortszeit). Es seien persönliche Konten von Pfarrern verschiedener Diözesen im ganzen Land geschlossen worden, sagte demnach die im Exil lebende Anwältin Martha Patricia Molina. Sie erwarte, dass die Regierung die Maßnahme weiter ausweiten werde.
Die Regierung von Daniel Ortega und seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, geht seit einer Protestwelle 2018 massiv gegen Kritikerinnen und Kritiker vor. Dabei ist auch die Kirche immer wieder Ziel von Repression. Kirchliche Hilfswerke und religiöse Handlungen wie Prozessionen werden verboten, Geistliche inhaftiert oder ins Exil gezwungen.
Ende Mai ordnete das Regime dem Bericht zufolge die Sperrung von Konten von mindestens drei der neun Diözesen im Land an, inklusive derjenigen von Bischof Rolando Álvarez, der seit August 2022 inhaftiert ist und zu über 26 Jahren hinter Gittern verurteilt wurde. Nun erhielten mehrere Pfarrer die Meldung „der Nutzer ist gesperrt“, wenn sie an ihre privaten Konten wollten, sagte Molina. Demnach gab die Polizei an, illegale Aktivitäten im Umgang mit Geldern und den Konten von Diözesen zu untersuchen, die Teil eines Geldwäsche-Rings sein sollen.
Dabei verdankt der autoritär regierende Ortega sein Amt auch den Kirchenoberen. Der Politiker der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) schloss vor den Wahlen von 2006 eine Allianz mit der katholischen Hierarchie. Er und seine Frau zeigten sich christlich und sprachen sich für das Abtreibungsverbot aus. Im Gegenzug unterstützen hochrangige Kirchenvertreter den FSLN-Kandidaten. Ortega gewann und ist seither an der Macht. Weil sich bei den brutal vom Regime niedergeschlagenen Protesten 2018 viele Geistliche mit der Opposition solidarisierten und ihre Pforten für Verfolgte öffneten, wandte sich Ortega auch gegen die Kirche.