Ärztepräsident: Bundestag sollte bei Sterbehilfe gründlich beraten

Ärztepräsident: Bundestag sollte bei Sterbehilfe gründlich beraten

Berlin (epd). Ärztepräsident Klaus Reinhardt kritisiert den Zeitplan des Bundestags für die Schlussabstimmung über eine Neuregelung der Sterbehilfe. „Wenn erst jetzt ein neuer Entwurf vorliegt, stellt sich die Frage, ob eine abschließende Entscheidung in den letzten dichtgedrängten Sitzungswochen vor der Sommerpause wirklich klug ist“, sagte Reinhardt dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch) mit Blick auf die am Dienstag vorgestellte zusammengeführte Initiative zweier Abgeordneten-Gruppen. „Bei der Entscheidung des Gesetzgebers sollte Abwägung und Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen“, mahnte er.

Nach den derzeitigen Plänen soll die Schlussabstimmung über die nunmehr zwei verbleibenden Gesetzentwürfe in der ersten Juli-Woche stattfinden. Reinhardt nahm nicht konkret Stellung zu dem neuen Gesetzentwurf, forderte allerdings eine Stärkung der Suizidprävention. „Suizidwünsche gehen weit überwiegend auf psychische Erkrankungen wie insbesondere Depressionen zurück“, betonte er. Bei der Prävention stünden das Verständnis für die Betroffenen und das Angebot zur Hilfe im Vordergrund.

Der neue Vorschlag sieht vor, Sterbewilligen den Zugang zu tödlich wirkenden Medikamenten zu ermöglichen, wenn sie zuvor eine Beratung in Anspruch genommen haben. In Härtefällen - wenn sich jemand „in einem existenziellen Leidenszustand mit anhaltenden Symptomen“ befindet - soll ein Arzt auch ohne Beratung die Mittel verschreiben dürfen. Einen Anspruch darauf soll es aber nicht geben.

Findet sich kein Arzt, der zur Verschreibung der Mittel bereit ist, soll die im jeweiligen Bundesland zuständige Behörde die Erlaubnis zum Erwerb des Mittels erteilen. Die Gruppe, der Abgeordnete von SPD, Grünen, FDP und Linken angehören, legte am Dienstag zudem einen zusätzlichen Entschließungsantrag vor, der die Bundesregierung auffordert, eine Nationale Strategie zur Suizidprävention vorzulegen.