Nürnberg (epd). Der rheinische Präses Thorsten Latzel wirbt in der Debatte um Inklusion für einen Kulturwechsel. Es sei selbstverständlich, verschieden zu sein, sagte der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland am Samstag beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg. „Du bist im größten Teil deines Lebens sowieso behindert.“ Ein Säugling könne beispielsweise weder laufen noch sprechen.
„Für mich selber ist es auch ein wichtiger Teil meines Lebens“, sagte der Theologe. Er habe beispielsweise ein Handzittern, welches zwar beim Segen „magisch“ wirke, aber beim Abendmahl eine Herausforderung sei. Als Jugendlicher habe er wiederum stark gestottert. Er habe aber gelernt, dass man trotzdem alles machen könne.
„Das Thema Inklusion ist uns unbedingt wichtig, weil es zum Wesen von Kirche gehört“, betonte Latzel. Dabei müssten Menschen mit Behinderungen mit ihren Erfahrungen einbezogen werden. „Den eigenen blinden Fleck nimmt man selber nicht wahr, dazu braucht man Menschen mit Expertise“, sagte er.
Die Theologiestudentin Julia Schöneck erklärte, dass Menschen mit Behinderung Teil der Kirche seien. Wer sie ausgrenze, grenze einen Teil der Kirche aus. „Nicht ich muss mich anpassen, sondern der Raum muss so gestaltet werden, dass es möglich ist“, erklärte die Bloggerin. Zudem müsse Kirche Kritik an Barrieren dankbar annehmen.