Nürnberg (epd). Aus der Sicht des Wiener Architekten Alexander Hagner scheitert der Bau von Wohneinrichtungen für obdachlose Menschen vor allem an der fehlenden Akzeptanz der Bürger in der Nachbarschaft. „Es gibt hier keine Offenheit“, sagte der Mitgründer von Wohn- und Beschäftigungseinrichtungen für Obdachlose und Alkoholkranke in Wien am Freitag beim Kirchentag in Nürnberg. Er verwies auf das rein spendenfinanzierte Projekt „VinziDorf Wien“, das in 16 Jahren der Realisierung „oft am Rande des Abbruchs stand“.
Hier könnten die Bewohner leben, wie es ihnen möglich ist, ohne sich verändern zu müssen. Getragen von der Vinzenzgemeinschaft gebe es hier 32 Schlafplätze, auch in Wohngemeinschaften, Werkstätten, Tagungsräume sowie ein Restaurant. Ausgrenzung von Menschen am Rande der Gesellschaft lasse sich nur überwinden, „wenn sich die Nachbarschaft des Themas Obdachlosigkeit annimmt“. Nur so könne es Anknüpfungspunkte für Menschen geben, denen es schlecht gehe.
Hagner warb dafür, statt großer und anonymer Heime für Menschen mit psychosozialen Problemen kleine und individuelle Lösungen zu finden. „Es gibt so viele leerstehende Gebäude“, sagte Hagner. Die könne man sinnvoll nutzen. Zudem müsse man versuchen, die Belange der künftigen Bewohner auch in der Architektur zu berücksichtigen. „Gemeinschaft, auch mit anderen sozialen Gruppen wie Flüchtlingen oder Studenten, kann helfen, beschädigte Menschen wieder aufzubauen.“
Heutige Einrichtungen würden oft am Bedarf vorbei gebaut. In Wien gibt es Hagner zufolge genügend Notschlafstellen und andere Hilfen für Obdachlose. „Aber warum leben dann immer noch 2.000 bis 3.000 Menschen auf der Straße?“