Nürnberg (epd). Die Soziologin Jutta Allmendinger hat beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg dafür geworben, die Erwerbsarbeit für alle Beschäftigten deutlich zu reduzieren. Bei einem Podium „Arbeiten im Neuen Normal“ sagte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) am Donnerstag, auch die heutige Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern passe „nicht mehr zum Leben“. Sie plädierte für eine lebenslange Arbeitszeit von 32 Wochenstunden, die aber nicht zwingend in einer Vier-Tage-Woche zu leisten seien. Individuelle Lösungen seien das Maß aller Dinge.
Allmendinger warb für den Umbau der heutigen Arbeitsstrukturen, vor allem mit dem Blick auf die überwiegend in Vollzeit arbeitenden Männer. Das bestehende Modell des alleinverdienenden Mannes als Ernährer der Familie und der Frau und Mutter, die daheim Kinder versorgt oder Eltern pflegt, habe sich überholt, betonte die Berliner Forscherin: „Männer müssen bei der Arbeit runter, Frauen hoch.“
Ziel müsse sein, dass Männer künftig mehr Care-Arbeit leisten. Dann werde auch die Erwerbarbeit der Frauen zunehmen. Damit das möglich werde, müsse „die Erwerbsarbeit viel stärker flexibilisiert werden“, forderte Allmendinger. Zudem müsse Pflegearbeit zur Unterstützung der Angehörigen endlich vergütet werden. Aus der Erwerbstätigkeitsgesellschaft müsse eine Tätigkeitsgesellschaft werden.