Berlin (epd). Zum Tag der Organspende dringt der Leiter des Transplantationszentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München, Bruno Meiser, auf eine gesetzliche Einführung der sogenannten Widerspruchslösung. Damit könnte aus seiner Sicht die Zahl der Organspender in etwa verdoppelt werden, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Freitag).
2022 war die Zahl der Organspender in Deutschland nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation gesunken, auf 869 im Vergleich zu 933 im Jahr zuvor. Vor drei Jahren war ein Gesetz zur Widerspruchslösung im Bundestag gescheitert. Bei einer solchen Regelung würden Menschen automatisch als Organspender gelten, wenn sie dem zu Lebzeiten nicht widersprochen haben. Bislang sind weiterhin eine dokumentierte Einwilligung Verstorbener zur Organentnahme oder die Einwilligung der Angehörigen Voraussetzung für eine Spende.
Laut dem Transplantationsmediziner Meiser gibt es auf deutschen Intensivstationen jedes Jahr 60.000 Todesfälle mit einer Hirnschädigung: „Wir schätzen, dass davon ungefähr 25.000 bis 30.000 für eine Organspende infrage kämen.“ Die Zahl von 800 bis 900 Spendern im Jahr sei eine große Diskrepanz.
Nur rund 15 Prozent der Menschen hätten einen Organspendeausweis. „Nach der aktuellen Regelung müssen die Ärzte also bei 85 Prozent der Verstorbenen die nächsten Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen der Person fragen. Die sind verständlicherweise damit überfordert, weil sie sich in der Situation um andere Fragen als eine Organspende kümmern müsse“, erläuterte Meiser: „Sie sagen zwar häufig nicht explizit nein, sie stimmen einfach nicht zu.“
Seit 1983 wird in Deutschland der Tag der Organspende als Aktionstag begangen. Er findet jeweils am ersten Samstag im Juni statt. Partnerstadt in diesem Jahr ist Düsseldorf.