Politikerin Ghafari: Vergessen Sie die afghanischen Frauen nicht

Politikerin Ghafari: Vergessen Sie die afghanischen Frauen nicht

Berlin (epd). Die ehemalige afghanische Bürgermeisterin Zarifa Ghafari ruft die internationale Gemeinschaft zur weiteren Unterstützung der Frauen in Afghanistan auf. „Vergessen Sie die afghanischen Frauen nicht“, sagte sie am Montag in Berlin in der Enquete-Kommission des Bundestags zur Aufarbeitung des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch. Nachdem die Welt die Menschen in Afghanistan im Stich gelassen habe, hätten die Frauen sämtliche Rechte verloren. Sie seien aus Schulen, aus der Öffentlichkeit verbannt, von freien Menschen zu versklavten Personen gemacht worden.

Die Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“ hat die Aufgabe, den 20-jährigen Einsatz der Bundeswehr kritisch zu beleuchten und Empfehlungen für künftige Auslandseinsätze zu entwickeln.

Rückblickend kritisierte Ghafari, dass die internationale Gemeinschaft sich in Afghanistan zu sehr auf die Städte konzentriert und die Landbevölkerung vernachlässigt hätte. Veränderungen müssten auf dem Land sichtbar werden, sagte sie. Zudem seien Warlords, Schmuggler und Banditen offen unterstützt, die jüngere Generation und insbesondere die Frauen an den Rand gedrängt worden. Alle Bemühungen der Jungen, das Land in eine liberalere Zukunft zu führen, seien schließlich mit dem Vertrag von Doha zunichtegemacht worden, fügte sie mit Blick auf den 2020 unterzeichneten Friedensvertrag zwischen den Taliban und den USA hinzu.

Zarifa Ghafari war zwischen 2018 und 2021 Bürgermeisterin von Maidan Shahr in der zentralen Provinz Wardak. Nach der Machtübernahme der Taliban habe es Angriffe auf ihr Leben gegeben. „Als sie mich nicht töten konnten, töteten sie meinen Vater“, sagte sie. Schließlich habe sie sich gezwungen gesehen, das Land zu verlassen. Nun sei sie hier, mit einem Herzen voller Schmerz, und spreche über zerbrochene Träume. Doch sei sie auch gekommen, um zu demonstrieren, dass der Widerstand nicht aufgegeben werde.