Queer-Beauftragter beklagt zunehmende Angriffe auf queere Menschen

Queer-Beauftragter beklagt zunehmende Angriffe auf queere Menschen

Köln (epd). Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), hat zunehmende Angriffe auf queere Menschen beklagt. „In Deutschland werden leider jeden Tag drei bis vier queere Menschen angefeindet, angegriffen bis hin zu körperlichen Angriffen“, sagte Lehmann am Mittwoch im WDR-Radio. Er halte die deutsche Gesellschaft nicht für queer-feindlich, es gebe jedoch zunehmende Kampagnen und auch Angriffe auf der Straße gegen Menschen, die nicht heterosexuell sind, deren Geschlechtsidentität von der binären Vorstellung oder dem bei der Geburt festgehaltenen Geschlecht abweicht.

Lehmann bekräftige, dass künftig bei gleichgeschlechtliche Paaren rechtlich beide Elternteile sein sollten. Hier gehe es um gleiche Rechte für die Kinder. „Wir wollen, dass, wenn ein Kind in eine Ehe mit zwei Frauen hinein geboren wird, es dann auch tatsächlich im Regelfall diese zwei Mütter als voll Sorgeberechtigte hat“, erklärte der Queer-Beauftragte. Zudem sollte anerkannt werden, dass es Regenbogen-Familien gebe, bei denen sich auch mehr als zwei Elternteile um ein Kind kümmern können. Das sei keine Erfindung von Politik, sondern eine Akzeptanz von Realität. „Familie ist bunt und das muss auch das deutsche Familien-Abstammungsrecht endlich anerkennen.“

Zu den zentralen gesetzlichen Vorhaben gehöre auch das Selbstbestimmungsgesetz, nach dem transgeschlechtliche Menschen nicht mehr psychiatrisch zwangsbegutachtet werden, sondern selbstbestimmt leben könnten, sagte Lehmann. Auch sollten im deutschen Recht Regenbogenfamilien besser anerkannt und geschützt würden. Diese Gesetzesvorhaben könnten in diesem Jahr bereits beschlossen werden. Umgesetzt worden sei bereits die Abschaffung der Diskriminierung von queeren Menschen bei der Blutspende, betonte der Grünen-Politiker. Zudem gebe es einen Gesetzentwurf gegen Hasskriminalität.

Deutschland sei zwar bei der Akzeptanz von queeren Menschen schon „sehr weit gekommen“, erklärte der Queer-Beauftragte. Es gebe jedoch noch „jede Menge Luft nach oben“. Lesben, schwule und bisexuelle Menschen wollten nichts anderes tun, „außer einfach die Menschen zu lieben, die sie lieben“. Bei trans- und intergeschlechtlichen Menschen gehe es darum, dass „die Personen die Person sein wollen, die sie sind“. Wenn Menschen dies ablehnten, dann zeige das, „dass wir immer noch sehr viel zu tun haben in dieser Gesellschaft“.

Lehmann begrüßte den Internationalen Tag gegen Queerfeindlichkeit, der am Mittwoch begangen wurde. Der Tag betone, „was noch alles gemacht werden muss, damit alle Menschen sicher und frei und gleichberechtigt leben können“.