Pflegekräfte und Verbände fordern bessere Finanzierung

Pflegekräfte und Verbände fordern bessere Finanzierung
Die Not ist groß, die Wut auch: Die Beiträge zur Pflegeversicherung steigen, die Bedingungen verbessern sich aber nicht. Zum Tag der Pflege sind in Berlin und anderen Städten zahlreiche Pflegekräfte auf die Straße gegangen.

Berlin (epd). Zum Internationalen Tag der Pflege haben am Freitag in Berlin auf mehreren Veranstaltungen Hunderte Menschen für bessere Rahmenbedingungen in der Pflege demonstriert. Kritisiert wurden unter anderem eine schlechte Bezahlung der professionellen Pflegekräfte, zu wenig Unterstützung für pflegende Angehörige sowie stetig steigende Beiträge für die Pflegeversicherung. Diakonie-Vorständin Maria Loheide sagte auf einer Kundgebung vor dem Berliner Hauptbahnhof: „Die Pflege selbst ist schon längst ein Pflegefall.“

Nötig sei eine „grundlegende Pflegereform“, um künftig in einer stetig älter werdenden Gesellschaft „eine würdevolle Pflege für alle Menschen zu sichern“. Auf Plakaten hieß es unter anderem „Wir retten Leben - wer rettet uns?“, „Die Pflege arbeitet härter als die Politik“ und „Leasingmarkt macht uns kaputt“.

Zu der Demonstration am Berliner Hauptbahnhof hatten die Diakonie Deutschland und der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) aufgerufen. Der Bundesverband Pflegemanagement suchte vor dem Reichstagsgebäude auf dem Platz der Republik den „Austausch“ mit der Politik. Außerdem war ein vor allem von Auszubildenden organisierter „Walk of Care“ geplant. Im Rahmen einer Social-Media-Kampagne für faire Bedingungen in der Pflege posteten am Freitag diakonische Einrichtungen unter dem Hashtag „#5nach12“ Bilder, Kommentare und Videos.

Der DEVAP-Vorstandsvorsitzende Wilfried Wesemann betonte, es sei längst fünf nach zwölf. Auch er forderte eine grundlegende Struktur- und Finanzreform der Pflege, „damit wir endlich vor die Krise kommen“. Dabei verwies er auch auf eine in dieser Woche veröffentlichte Umfrage unter Einrichtungen. Demnach müssen drei Viertel der Pflegeeinrichtungen Angebote einschränken. Neun von zehn Pflegediensten mussten bereits neue Pflegekunden ablehnen. Hauptgrund sei der Fachkräftemangel.

Die Vorständin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Andrea Asch, warf der Politik vor, Pflegekräfte und pflegende Angehörige nicht zu beachten. Symptome für das Versagen der Politik seien ein gravierender Personalmangel in den Pflegeeinrichtungen sowie Tausende Pflegebedürftige, die durch die steigende Eigenbeteiligung an den Pflegekosten auf Sozialhilfe angewiesen sind. Asch sprach sich für eine Pflegevollversicherung aus. Eine Teilkaskoversicherung sei nichts anderes als die Absage an den Sozialstaat: „Altern in Würde ist ein Menschenrecht“, sagte die Berliner Diakonie-Chefin.

Als ein Vertreter pflegender Angehöriger kritisierte Jochen Springborn eine finanzielle „Ungleichbehandlung“ von stationärer und häuslicher Pflege. Die Politik wälze jetzt die Kosten auf die Pflegebedürftigen und deren Angehörige ab: „Für die häusliche Pflege ist es mindestens schon halb eins und nicht fünf nach zwölf“, sagte Springborn.

Die Vorstandsvorsitzende der Volkssolidarität Berlin, Susanne Buss, forderte eine bessere Verzahnung von pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften. Um dem weiter steigenden Personalbedarf gerecht zu werden, seien vor allem politische Lösungen gefragt.