Kampala, Washington (epd). Wegen der Entwendung von Hilfsgütern haben die USA die Verteilung von Lebensmitteln in der äthiopischen Krisenregion Tigray vorerst gestoppt. Wie die Direktorin der US-Hilfsagentur USAID, Samantha Power, am Mittwoch (Ortszeit) in Washington mitteilte, wurden Nahrungsmittellieferungen abgezweigt und auf lokalen Märkten verkauft. Die Hilfe werde deshalb bei auf weiteres eingestellt.
Zuvor hatte sich auch das UN-Welternährungsprogramm (WFP) über eine „erhebliche Entwendung“ von Hilfsgütern in Tigray besorgt gezeigt. Die Verteilung von Lebensmitteln werde pausiert, bis sichergestellt werden könne, dass die vorgesehenen Empfänger erreicht würden. In der Zwischenzeit werde eng mit den lokalen Behörden zusammengearbeitet, um die Verantwortlichen ausfindig zu machen.
USAID-Direktorin Power sprach von einem weiteren Schlag gegen die Bevölkerung, die noch unter den Folgen des Konflikts in der nordäthiopischen Region leide. Sie betonte, dass weitere Programme der Hilfsagentur weiterliefen, etwa die Verteilung von sauberem Trinkwasser oder Unterstützung für die Landwirtschaft. Weder das Welternährungsprogramm noch USAID teilten mit, wer für den Diebstahl der Hilfsgüter verantwortlich sein soll.
Nach einem zwei Jahre andauernden Krieg sind in Tigray Millionen von Menschen auf Hilfe angewiesen. Im November 2022 hatten sich die Zentralregierung und die in der Region regierende Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) auf ein Friedensabkommen geeignet. Hintergrund des Konflikts war ein Machtkampf um die Kontrolle in Tigray. Hunderttausende Menschen kamen Schätzungen zufolge ums Leben. Humanitäre Hilfe für die Bevölkerung wurde teils blockiert.
Am Donnerstag wurde Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba erwartet. Thema des Besuchs ist auch der Friedensprozess in Äthiopien.