Düsseldorf (epd). Die Bundesärztekammer (BÄK) hat vor Problemen für die medizinische Behandlung mit Cannabis durch die geplante Legalisierung gewarnt. Es dürfe nicht sein, dass Patienten im Fall einer Legalisierung die Versorgung mit Cannabis selbst übernehmen und sich somit jeglicher medizinischen Betreuung und Kontrolle entziehen würden, sagte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Die Sicherstellung der Versorgung mit sicherem und kontrolliertem medizinischem Cannabis müsse in der Debatte Vorrang haben. Vor diesem Hintergrund lehne er die von der Ampel-Regierung geplante schrittweise Cannabis-Legalisierung ab.
Reinhardt forderte zudem, die Forschung zum medizinischen Nutzen und zu den Nebenwirkungen von Cannabis-Arzneimitteln weiter voranzutreiben. Damit sollten Cannabis-Arzneimittel auf Basis wissenschaftlicher Evidenz patientengerecht und sicher verordnet werden können. Der Allgemeinmediziner begrüßte grundsätzlich die Möglichkeit, cannabinoidhaltige Arzneimittel zu verordnen, da deren therapeutischer Einsatz für einzelne Patienten sinnvoll sein könne. Eine Verordnungsfähigkeit von Cannabis in Form von getrockneten Blüten und Extrakten lehne er jedoch ab.
Die Ampel-Regierung hatte kurz nach Ostern Eckpunkte für eine geplante Cannabis-Legalisierung vorgelegt. Den Plänen zufolge soll es zunächst keinen freien bundesweiten Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften geben. Geplant sind zunächst Modellregionen zur Erprobung. Vorgesehen ist zudem, Vereinen zu erlauben, selbst angebautes Cannabis an Mitglieder abzugeben. Für Erwachsene ab 18 Jahren soll der Besitz von 25 Gramm Cannabis und der Anbau von drei Hanfpflanzen für den privaten Gebrauch noch in diesem Jahr legalisiert werden.