Berlin (epd). Die Bundesregierung strebt für die diesjährige internationale Klimakonferenz in Dubai die Vereinbarung eines globalen Ziels für den Ausbau erneuerbarer Energien an. Zum Auftakt des Petersberger Klimadialogs in Berlin sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor Delegierten aus etwa 40 Ländern am Dienstag, sie wolle die Debatte darüber eröffnen, ob bei der nächsten Weltklimakonferenz nicht ein „Erneuerbaren-Ziel“ vereinbart werden könne. Einig waren sich die Rednerinnen und Redner, dass es im Kampf gegen den Klimawandel viel zu langsam vorangeht. Aktuell steuert die Welt auf eine Erderwärmung um fast drei Grad Celsius zu.
Mit dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere auch in Afrika, könne der 1,5-Grad-Pfad doch noch erreicht werden, „der unsere Lebensversicherung als Weltgemeinschaft ist“, sagte Baerbock. Sie betonte, dass der Energiesektor mehr als 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursache. Schätzungen zufolge müsse die Kapazität der erneuerbaren Energien verdreifacht werden, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. „Es reicht nicht, zu beschreiben, dass wir unsere Ziele nicht einhalten. Wir müssen sagen, wie wir den Kurs ändern wollen.“
Beim Petersberger Klimadialog wird noch bis Mittwoch mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Dubai (30. November bis 12. Dezember) über weitere Schritte für den internationalen Klimaschutz beraten. Baerbock sprach von einer „Arbeitskonferenz“, die diejenigen zusammenbringe, die wirklich etwas tun wollten. In Dubai wird auch Bilanz gezogen über die bisherige Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Es geht darum, zu überprüfen, ob Zusagen zur Emissionsreduktion und zur Finanzierung für Entwicklungsländer eingehalten wurden.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte per Videoschalte Ehrlichkeit in der Debatte. Klimaschutz erfordere Zusammenarbeit über geopolitische Differenzen hinweg sowie Klimagerechtigkeit, also dass längst überfällige Zahlungen getätigt würden.
Der Gastgeber und designierte Präsident des Klimagipfels in Dubai, Sultan al-Dschabir, sagte: „Es gibt sehr hohe Erwartungen und sehr wenig Vertrauen.“ Er forderte, dass reiche Staaten ihrer Verantwortung gegenüber armen Staaten gerecht werden müssten. Konkret wies er auf die versprochenen Hilfen für arme Staaten für Klimaschutz und Anpassung an die Erderwärmung. Die Industriestaaten haben zugesichert, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar dafür bereitzustellen. Bislang wurde das Versprechen nicht erfüllt. Laut Baerbock könnte es in diesem Jahr erstmals gelingen, die versprochenen Gelder bereitzustellen.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) bekannte sich laut Redemanuskript zu dem 100-Milliarden-Dollar-Ziel. Ein wichtiger Schritt dahin sei die zweite Auffüllung des Grünen Klimafonds, sagte sie mit Blick auf das wichtigste Instrument der internationalen Klimafinanzierung. Die Bundesregierung werde Gastgeber der Konferenz zur Auffüllung des Fonds am 5. Oktober in Bonn sein, kündigte sie an.
Die Regierungschefin des karibischen Inselstaates Barbados, Mia Mottley, mahnte, dass die ganze Welt den Kampf gegen den Klimawandel verlieren werde, wenn Länder nicht an die benötigten Finanzmittel kämen. „Was gut für den Norden ist, ist gut für den Süden, ist gut für den Osten und ist gut für den Westen“, sagte sie.
Der Petersberger Klimadialog ist 2010 auf Anregung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als informelle Runde ins Leben gerufen worden, nachdem ein Jahr zuvor bei einer UN-Klimakonferenz in Kopenhagen Verhandlungen für ein weltweites Klimaabkommen vorerst gescheitert waren. Der Name geht auf den Ort des ersten Treffens zurück, den Petersberg bei Bonn.