Experte: Taliban gaben Sicherheitsgarantien für GIZ-Ortskräfte

Experte: Taliban gaben Sicherheitsgarantien für GIZ-Ortskräfte

Berlin (epd). Nach der Machtübernahme in Afghanistan im August 2021 haben die radikal-islamischen Taliban nach Angaben eines Beraters der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Sicherheitsgarantien für die bei der deutschen Entwicklungshilfe beschäftigten Ortskräfte ausgestellt. Bei einer Sitzung des Afghanistan-Untersuchungsausschusses am Donnerstag im Bundestag sagte der Sicherheitsexperte in Berlin, dessen Name nicht veröffentlicht werden soll, er habe am 18. August des Jahres erstmals per Videokonferenz mit den Taliban darüber gesprochen, nachdem er vom Auswärtigen Amt und von dem Entwicklungsministerium die Freigabe für solche Gespräche bekommen habe.

Er habe sehr schnell offizielle Schreiben der Taliban-Gouverneure bekommen, mit Briefkopf, Unterschrift und Siegel. Darin habe gestanden, dass die afghanischen Beschäftigten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unter dem „Schutz des islamischen Emirats“ stünden. Dieses Schreiben sei als PDF-Dokument an alle nationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versandt worden.

Seiner Aussage nach haben bis zur Machtübernahme der Taliban 50 internationale Kräfte für die GIZ gearbeitet und 1.006 Ortskräfte, also nationale Kräfte. Sein Auftrag sei es gewesen, das entsandte Personal zu evakuieren und die in Afghanistan verbleibenden lokalen Mitarbeiter mit Blick auf deren Sicherheit zu beraten. Eine Aufforderung, einen Evakuierungsplan für Ortskräfte vorzulegen, habe es damals nicht gegeben. Ihm sei „belegbar“ kein Fall bekannt, in dem eine Ortskraft wegen der GIZ-Tätigkeit zu Tode oder zu Schaden gekommen sei, betonte er.

Der Sicherheitsberater räumte ein, die Lage bis kurz vor der Eroberung der Hauptstadt Kabul durch die Taliban falsch eingeschätzt zu haben. Die „größte anzunehmende Unwahrscheinlichkeit“ sei eingetreten. Eine solche Erfahrung mache bescheiden und die Grenzen der eigenen Analysefähigkeiten deutlich.

Der Afghanistan-Untersuchungsausschuss will unter Vorsitz des SPD-Abgeordneten Ralf Stegner unter anderem herausfinden, wie es dazu kam, dass zahlreiche afghanische Ortskräfte, die für die Bundeswehr und andere deutsche Institutionen gearbeitet haben, beim Truppenabzug aus dem Land zurückgelassen wurden. Der Ausschuss will auch die Umstände der militärischen Evakuierungsaktion aus Kabul im August 2021 klären. Die Operation war wegen der schnellen Rückeroberung des Landes durch die radikal-islamischen Taliban nötig geworden.