Koblenz (epd). Das Bistum Trier kannte laut Bischof Stephan Ackermann die Ausmaße eines schweren Missbrauchsfalls rund um einen verstorbenen Priester aus dem Saarland nicht. „In der Öffentlichkeit entsteht oft der Eindruck, wir hätten alles gewusst. Haben wir aber nicht“, sagte Ackermann der Koblenzer „Rhein-Zeitung“ (Freitag). Der beschuldigte Priester soll offenbar massenweise kinderpornografisches Material zu Hause gelagert haben. „Was sein Neffe jetzt nach dem Tod seines Onkels in dessen Haus gefunden hat, haben auch wir nicht gewusst“, erklärte Ackermann.
Der mutmaßliche Täter soll über Jahrzehnte hinweg Missbrauchstaten und sexuelle Übergriffe dokumentiert haben. Nach dessen Tod hatte sein Neffe entsprechende Fotos und Filme gefunden. Nach einem Gespräch zwischen dem Neffen und Ackermann habe dieser den Mann zunächst an die Unabhängige Aufarbeitungskommission des Bistums verwiesen, wie das Bistum erklärte.
In der 2018 veröffentlichten MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche habe man die „Spitze des Eisbergs“ sehen können. „Seitdem sind weitere Erkenntnisse hinzugekommen“, erklärte der frühere Missbrauchsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Ackermann. „Wir sehen nun mehr von dem Eisberg.“
Ackermann hatte Anfang der Woche eine umfassende Untersuchung angekündigt und die Aufarbeitung des Falls an den Generalvikar des Bistums, Ulrich Graf von Plettenberg, übertragen. Der Generalvikar kündigte Gespräche mit der Aufarbeitungskommission und deren Vorsitzenden, Gerhard Robbers, an. Dieser steht wiederum in der Kritik für seinen ursprünglichen Umgang mit dem Fall.