Lingen (epd). In der Brennelementefabrik im emsländischen Lingen könnten bald auch russische Atomkraft-Experten beschäftigt werden, falls ein Antrag auf die Fertigung bestimmter Brennelemente genehmigt wird. Das geht aus einem Schreiben des niedersächsischen Umweltministeriums an das Bündnis Atomkraftgegner im Emsland hervor. Eine Kopie des Briefes liegt dem Evangelischen Pressedienst (epd) vor. Die Atomkraftgegner übten scharfe Kritik an der Entwicklung.
Der Betreiber der Fabrik, der französische Konzern Framatome, hatte kürzlich ein Joint Venture mit TVEL vereinbart, einer Tochter des russischen Staatsunternehmens Rosatom. Die zuletzt nicht ausgelastete Lingener Fabrik will künftig auch Brennstäbe für Atomreaktoren russischer Bauart produzieren. Ein entsprechender Antrag liegt dem niedersächsischen Umweltministerium als atomrechtlicher Genehmigungsbehörde vor. Bislang wurden in Lingen nur Brennstäbe für westliche AKW gefertigt. Die Fabrik ist vom Atomausstieg ausgenommen.
TVEL beteiligt sich mit 25 Prozent an dem Joint Venture. „Nach Angaben der Antragstellerin sollen voraussichtlich Mitarbeiter der russischen Firma TVEL unterstützend tätig werden“, heißt es in dem Schreiben des Umweltministeriums. Ein Ministeriumssprecher bestätigte dies auf Anfrage.
Der Sprecher des Atomkraftgegner-Bündnisses, Alexander Vent, hält diese Information für „alarmierend“. Personen, die in ihrer Funktion direkt dem Kreml unterstellt seien, erhielten Zugang zu hochsensibler kerntechnischer Infrastruktur in Deutschland, sagte er dem epd. Auch der Verein „Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) übte deutliche Kritik.