Forschung: Steinzeit-Gene beeinflussen Lebenserwartung

Forschung: Steinzeit-Gene beeinflussen Lebenserwartung

Kiel (epd). Das genetische Erbe aus der Steinzeit beeinflusst noch heute die Chance auf ein langes Leben. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die die Evolutionsgeschichte des Gens Apolipoprotein E (ApoE) untersucht haben, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Neben dem persönlichen Lebensstil und äußeren Faktoren wie sozialen Kontakten bestimmen demnach auch Gene mit, wie lange Menschen leben. „Den höchsten genetischen Beitrag zur Langlebigkeit haben Variationen im ApoE-Gen“, sagt Professorin Almut Nebel vom Institut für Klinische Molekularbiologie, die Daten aus bis zu 12.000 Jahre alten menschlichen Skeletten analysiert hat.

Langlebigkeit beim Menschen heiße, bei relativ guter Gesundheit 95 Jahre und älter zu werden. Für die Langlebigkeit seien die drei Varianten von ApoE2, ApoE3 und ApoE4 relevant. Während die vierte Variante mit einem sehr hohen Risiko für Alzheimer verbunden sei und die Lebenserwartung verkürzen könne, erhöhe die 2. Variante die Chance auf ein langes Leben, hieß es. Die Variante ApoE3 gilt als neutral. Dabei habe die Studie gezeigt, dass ungünstige Gene durch einen angepassten Lebensstil kompensiert werden könnten.

Laut Forschungen wiesen die mobilen Jäger und Sammler der Steinzeit besonders häufig die aus heutiger Sicht schädliche vierte Variante auf (etwa 40 Prozent), während die günstige zweite Variante nicht nachweisbar war. Forschende vermuten, dass die Jäger und Sammler „der schlechten Variante im wahrsten Sinne des Wortes davongelaufen sind, da sie täglich lange Strecken zu Fuß zurückgelegt haben“, sagt Forscher Daniel Kolbe.

Auch moderne Studien würden zeigen, dass körperliche Aktivität das Risiko von ApoE4-Trägern für die Alzheimer-Erkrankung verringern könne. Kolbe: „Unsere Studie unterstützt damit die Empfehlung, dass sich ein aktiver Lebensstil auszahlt, vor allem für die rund 15 Prozent der Deutschen, welche die ApoE4-Variante haben.“

In Europa nimmt die Häufigkeit der ungünstigen Variante ApoE4 von Norden (22 Prozent) nach Süden (6 Prozent) hin ab. Die neutrale ApoE3-Variante sei in der Regel die häufigste (70 Prozent), die besonders günstige Variante ApoE2 sei die seltenste Form in einer Bevölkerung (maximal 12 Prozent).

Die heutige Verteilung der Varianten in Europa sei vor allem durch zwei große Einwanderungen vor 7.500 und 4.800 Jahren und die anschließenden Vermischungen von Bevölkerungsgruppen entstanden, hieß es. In die Auswertung flossen mehr als 358 Datensätze von Knochenproben ein.