Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben an Ostern dazu aufgerufen, trotz der weltweiten Krisen zuversichtlich zu bleiben. Insbesondere der Krieg in der Ukraine war Thema in den Predigten leitender Geistlicher. Papst Franziskus appellierte in seiner Osterbotschaft an die internationale Staatengemeinschaft, sich um Frieden zu bemühen.
„Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk“, heißt es an den auferstandenen Jesus Christus gerichtet in der päpstlichen Botschaft, die von der Deutschen Bischofskonferenz in einer deutschen Übersetzung veröffentlicht wurde. „Öffne die Herzen der gesamten internationalen Gemeinschaft, damit sie sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einsetzt, welche die Welt mit Blut beflecken“, sagte Papst Franziskus vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom vor dem traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis).
Besorgt äußerte sich das katholische Kirchenoberhaupt über die jüngsten Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Jerusalem. Beim Blick auf Krisen- und Konfliktregionen weltweit erwähnte er die Betroffenen der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien ebenso wie jene, die in afrikanischen, asiatischen und mittelamerikanischen Ländern unter Konflikten und Ungerechtigkeiten leiden.
Der 86 Jahre alte Papst Franziskus ist gesundheitlich angeschlagen, wurde Ende März wegen einer Bronchitis im Krankenhaus behandelt. Kurzfristig hatte er an Karfreitag seine Teilnahme am Kreuzweg am Kolosseum in Rom abgesagt, der Vatikan begründete das mit dem kalten Wetter in der italienischen Hauptstadt. Wie geplant stand Franziskus aber der Feier zur Osternacht im Petersdom und der Messe am Sonntagmorgen auf dem Petersplatz vor.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, rief am Ostersonntag im Berliner Dom zu Gottvertrauen auf. Kein Augenblick sei ohne die Möglichkeit, dass es durch Gottes Kraft anders wird. Das sei in den aktuellen Zeiten ganz besonders wichtig. Die westfälische Präses erwähnte in ihrer Predigt beispielhaft die Not der Menschen im Iran, in Syrien und in der Ukraine. Sie müssten Unvorstellbares aushalten.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betonte die Verbundenheit von Christinnen und Christen in aller Welt. „Wir haben die gleiche Herkunft: Wir sind getauft im Namen Jesu Christi. Wir haben die gleiche Abstammung: Wir nennen Gott unseren Vater“, sagte Meister in seiner Festpredigt in der hannoverschen Marktkirche. Das oft gebrauchte Wort von der christlichen Geschwisterlichkeit habe für ihn durch einen Besuch im ukrainischen Odessa tiefere Bedeutung gewonnen.
Vor zwei Wochen habe er dort mit einer kleinen lutherischen Gemeinde einen Gottesdienst gefeiert, berichtete Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dabei habe er intensive Nähe zu den Menschen in der vom Krieg erschütterten Stadt gespürt. „Ich wollte ihnen in die Augen sehen, wollte ihre Stimme hören, in ihre Dörfer gehen und von ihrem Schicksal einen Eindruck bekommen.“ Diese Begegnung sei für ihn wichtiger gewesen, „als manches wohlfeile Gerede in unserem Land über Waffenlieferungen oder Frieden um jeden Preis“.
Meister betonte, wie wichtig es sei, den Menschen in der Ukraine zuzuhören. In Begegnungen habe er gespürt, wie groß der Wunsch sei, dass ihr Leid, aber auch ihre Hoffnungen bezeugt und erinnert werden. „Nicht nur Gutes, auch das Böse muss erinnert werden, damit Gerechtigkeit geschaffen wird“, betonte der Landesbischof.
Ostern ist das älteste und wichtigste Fest des Christentums. In aller Welt erinnern Gläubige an diesem Tag an die Auferstehung Jesu Christi nach dessen Tod am Kreuz. Nach drei Jahren teils massiver Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie konnten in den Kirchengemeinden in Deutschland und im Vatikan die Feierlichkeiten in diesem Jahr wieder ohne Auflagen stattfinden.