Berlin (epd). Der frühere Grünen-Politiker Ralf Fücks hat nach dem Scheitern des Volksentscheids „Berlin 2030 klimaneutral“ ein Umdenken bei Umweltaktivisten gefordert. Die Anstrengungen im Umgang mit der sich verschärfenden Klimakrise müssten verdoppelt werden, sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag): „Aber wir werden den Übergang in eine klimaneutrale Gesellschaft nicht erreichen, wenn wir Klimaschutz so absolut setzen, dass er keine Rücksicht mehr nimmt auf die Lebensrealität der Mehrheit und auf wirtschaftliche und soziale Faktoren.“
Die Initiatoren des Volksentscheids hätten die Zeit unterschätzt, die nötig sei, um eine hochkomplexe Industriegesellschaft umzubauen, sagte Fücks, der heute an der Spitze der Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne in Berlin steht. Nicht nur das Klima sei ein sehr fragiles System, sondern auch die Gesellschaft: „In ihr kann man nicht beliebig herumfuhrwerken, ohne dass es zu massiven Verwerfungen kommt.“
Tabellen der Klimaforscher gäben keine Antwort darauf, wie man Energieversorgung, Mobilität und Gebäudesubstanz einer Millionenstadt und die dahinterstehenden Produktionsprozesse klimaneutral gestalten kann. Fücks forderte, Ökologie, Soziales und Ökonomie zusammenzudenken: „Sonst fährt Klimapolitik gegen die Wand.“
Klimaschutzziele können demnach nicht allein über den Ausstieg aus fossilen Energien und CO2-Reduktionszielen erreicht werden. Der Engpass liege in den verfügbaren Alternativen. Denn der Ausstieg wird laut Fücks nur so weit stattfinden, wie die Alternativen verfügbar sind.