Genf (epd). Immer mehr Menschen im gewaltgeplagten Haiti leiden laut den UN unter Hunger. Rund 4,9 Millionen Menschen und damit die Hälfte der Bevölkerung Haitis könnten sich nicht mehr selbst ernähren, erklärte der Landesdirektor des Welternährungsprogramms (WFP), Jean-Martin Bauer, am Freitag bei einer Videokonferenz in Genf.
Seit 2016 habe sich die Zahl der hungernden Menschen in dem Land verdreifacht. In Haiti terrorisierten kriminelle Banden die Bevölkerung und dehnten ihre Herrschaftsbereiche aus. Das Vordringen der bewaffneten Gruppen in ländliche Gebiete, einschließlich des Departements Artibonite, der Kornkammer Haitis, sei ein Grund zur Sorge.
Die steigende Inflation habe dazu geführt, dass selbst Grundnahrungsmittel für Millionen von Haitianern unerschwinglich geworden seien, hieß es. Nach Angaben der Weltbank gehöre Haiti zu den zehn Ländern, die am stärksten von der Inflation der Lebensmittelpreise betroffen seien.
Bauern seien aufgrund der Gewalt und der hohen Kosten für Saatgut und Dünger gezwungen, ihre Anbauflächen zu verkleinern. Das WFP gab an, dass seine humanitären Operationen in Haiti stark unterfinanziert seien.
Das UN-Programm benötige in den nächsten sechs Monaten 125 Millionen US-Dollar (116 Millionen Euro). Den Angaben nach arbeiten 500 Menschen in Haiti für das WFP. Bei der Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige kooperiere das WFP mit lokalen Hilfsorganisationen.