Es wird wohl ein spannender Montag in der Münchner St. Matthäuskirche. Am 27. März stellen sich dort vier Kandidierende zur Wahl für das Amt des Landesbischofs oder der Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB). Zur Wahl stehen die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47), die Direktorin von Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (55), Münchens Regionalbischof Christian Kopp (58) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56). Einen klaren Favoriten gibt es laut Beobachtern nicht, es wird mit mehreren Wahlgängen gerechnet. Und die sollen zum ersten Mal digital ablaufen.
Die Namen der Kandidierenden sind seit rund zwei Monaten offiziell bekannt, gemunkelt wurde über die Namen teilweise schon sehr viel länger. Seit der offiziellen Bekanntgabe ihrer Kandidaturen Ende Januar durch den Wahlvorbereitungsausschuss der Landessynode hatten sie sich beispielsweise gemeinsam im Münchner Presseclub erstmals zu ihrer Kandidatur erklärt und verschiedene Interviews gegeben. Der Höhepunkt dieses Vorstellungsreigens war die öffentliche Sitzung des Kirchenparlaments, der Landessynode, am vergangenen Freitag in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, als alle vier Rede und Antwort standen.
Wer am Montag die Wahl gewinnt, ist offen. Was auch daran liegt, dass die vier Kandidierenden das breite Spektrum der immer noch stark volkskirchlich geprägten ELKB abbilden: Stadt, Land, Frau, Mann, Altbayern, Franken, theologisch liberal bis konservativ. Ein weiterer Faktor für den offenen Ausgang ist: Das Kandidaten-Quartett hat zwar in den vergangenen Wochen durchaus unterschiedliche Positionen deutlich gemacht, einen richtigen "Wahlkampf" wie in der Politik gibt es bei der Wahl eines neuen Landesbischofs nicht. Die Wahl ist auch ein geistlicher Prozess, sie wird von Andachten und Gebeten in der Synodaltagung begleitet.
Als sicher kann aber gelten, dass die einzelnen Wahlgänge schneller ablaufen als noch vor zwölf Jahren, als Heinrich Bedford-Strohm gewählt wurde. Denn: Diesmal wird rein digital abgestimmt, nicht mehr per Papier. Damals wurden alle anwesenden Synodalen einzeln namentlich zur Abstimmung per Stimmzettel aufgerufen und anschließend per Hand ausgezählt. Das wird diesmal per Knopfdruck in Sekundenbruchteilen geschehen. Doch erfahrungsgemäß wird es zwischen den einzelnen Wahlgängen längere Beratungspausen geben. Mit einem Wahlergebnis ist nach Einschätzung von Insidern daher wohl erst am Nachmittag zu rechnen.
Landesbischöfin oder Landesbischof können nur ordinierte Pfarrpersonen werden, selbst bewerben kann man sich nicht, man muss vorgeschlagen werden. In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden Synodalen nötig. Sind alle 108 Kirchenparlamentarier oder ihre Stellvertreter vor Ort, wären das mindestens 72 Stimmen. Ab dem dritten Wahlgang würde die einfache Mehrheit genügen, also 54 Stimmen plus eine Stimme. Gibt es nach einem sechsten Wahlgang kein Ergebnis, muss es einen neuen Wahlvorschlag geben. Die Amtszeit im Bischofsamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) dauert nun erstmals zehn statt zwölf Jahre.
Die Amtseinführung der neuen Bischöfin oder des neuen Bischofs ist erst im November dieses Jahres. Der amtierende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm wird am Reformationstag (31. Oktober) aus seinem Amt verabschiedet.