Die öffentliche Präsentation von Kirchenleuten für den Posten des obersten Repräsentanten der evangelischen Kirche in Bayern muss nichts Trockenes sein: Das hat die Premiere gezeigt, bei der sich zwei Kandidatinnen und zwei Kandidaten ganz unterschiedlich - der eine mal fromm, die andere mal frech - fürs Bischofsamt bewarben.
In der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche hörten die Landessynodalen die Vorstellungen des Kandidaten-Kleeblatts, das der Wahlvorbereitungsausschuss aus 26 vorgeschlagenen Personen ins Rennen geschickt hat - nachdem sie Person, Erfahrung und Kompetenz auf den Prüfstand gestellt hatten, wie Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel zuvor erklärte.
Zahlreiches Publikum saß auf den Emporen der großen Kirche, als nachdenkliche Worte zum Beispiel zum Ukrainekrieg fielen und die Flüchtlings- und Friedensarbeit der Kirchen angesprochen wurden, oder zum assistierten Suizid. Der müsste, so die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski, genauso vorsichtig in den Medien behandelt werden wie der Suizid selbst.
Spontaner Beifall von jungen Menschen auf der Empore erntete der Münchner Regionalbischof Christian Kopp, der seine "große Bewunderung" für die Menschen aussprach, die mit Klebeaktionen für das Erreichen der Klimaziele demonstrieren. Wogegen die Direktorin des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann, diesen Protestierenden attestierte, die Aktionen dienten der Sache nicht. Sie wolle aber mit den Aktivisten im Gespräch bleiben.
Zukunft der Kirche im Blick
Wichtigste Fragen betrafen naturgemäß die Zukunft der Kirche in einer Zeit der Kirchenaustritte. Er wolle den Gründen der Ausgetretenen immer hinterhergehen, sagte der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker. Die Kirche sei im Umbau, aber sie habe eine Botschaft, "die ein Leben lang trägt". Gegen einen Vertrauensverlust könne man mit Ehrlichkeit und Selbstkritik punkten: "Wenn wir mit der Kraft des Evangeliums leben, dann können wir nach Außen einen Unterschied machen für die Welt." Die Seelsorge sei das Pfund, mit dem die Kirche wuchern könne.
Eine Transformation der Kirche könne gelingen, "wenn wir die Potenziale sehen", betonte die Mission-EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann. Der Schatz der Kirche seien die Rituale, die das Leben begleiten. Es sei wichtig, dass die Kirche frage, was die Menschen brauchen. Sie stehe für eine Kirche, "die sich zeigt und nicht wegduckt".
"Mir reicht eine demütige Kirche, die das gut macht, was sie macht." Dies zeige, "dass wir alle recht normal sind", erklärte der Münchner Regionalbischof Christian Kopp. "Die auch mal ein Glas Wein oder einen Gin Tonic" trinken würden. Er stehe für eine mutige und kreative Kirche. "Das Neue muss in die Welt, die Welt braucht das Neue", betonte er. Glaubwürdigkeit und Authentizität stelle er an erste Stelle.
Lubomierski stellte fest, dass es den einen Schlüssel für alle Probleme in der Kirche für die kommenden Jahre nicht gebe. Sie wolle als Landesbischöfin alle Schlüsselerfahrungen und Schlüsselkompetenzen der Kirche zusammenbringen. Zusammen mit Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in der Kirche wolle sie "Türen zu den Menschen öffnen".
Für heitere Momente sorgten immer wieder schlagfertige Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten: Wohin denn seine erste Fahrt als neugewählter Bischof gehen würde? Kopp antwortete: zur Verabschiedung des Vorgängers, dem amtierenden Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.
Die zwei Männer und zwei Frauen bewerben sich um die Nachfolge des amtierenden Landesbischofs, Heinrich Bedford-Strohm. Die Wahl findet am 27. März in der Münchner St. Matthäuskirche statt.