Katholischer Reformweg erkennt geschlechtliche Vielfalt an

Katholischer Reformweg erkennt geschlechtliche Vielfalt an

Frankfurt a.M. (epd). Die Reformkräfte des katholischen Synodalen Wegs haben sich für die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt in der Kirche ausgesprochen. Die Vollversammlung des Synodalen Wegs nahm einen entsprechenden Reformtext am Samstag bei ihrer fünften und letzten Sitzung mit 170 von 197 Stimmen an. Er erreichte damit sowohl die Zwei-Drittel-Mehrheit der Delegierten, als auch der Bischöfe. Der Text empfiehlt den deutschen Bischöfen, Änderungen im Taufregister für trans- und intergeschlechtliche Personen zu ermöglichen und eine von Akzeptanz geprägte geistliche Begleitung für diese Menschen zu gewährleisten.

Der Text richtet sich jedoch auch an die Spitze der katholischen Kirche in Rom. So wird Papst Franziskus gebeten, dafür Sorgen zu tragen, dass trans- und intergeschlechtliche Menschen in der Kirche unbeschadet, ohne Anfeindungen und ohne Diskriminierung ihr Leben und ihren Glauben leben können.

Der Theologe und Ethiker Andreas Lob-Hüdepohl sagte, Ziel des Textes sei, einen „achtsam anerkennenden Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ zu etablieren. Der achtsam anerkennende Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt sei ein Menschenrecht, aber auch eine Christenpflicht, betonte der Professor für Theologische Ethik, der auch im Deutschen Ethikrat sitzt.

Die Medizinethikerin Christiane Woopen, die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats ist, hatte auch für eine Unterstützung geworben. Der Text habe einen „tiefen, existenziellen Bezug zur Würde des Menschen“.

Die Delegierte Mara Klein hatte vor der Abstimmung an den Mut der Bischöfe appelliert. Sie sagte, die Bischöfe sollten den Mut aufbringen, um den sie als betroffene Person täglich ringen müsse. Sie habe sich in den vergangenen drei Jahren oft gefragt, ob sie die Kraft habe, den Synodalen Weg weiterzugehen.

Der Münsteraner Bischof Felix Genn gestand in der Aussprache vor der Abstimmung, er habe sich vor dem Synodalen Weg nie mit dieser Thematik befassen müssen. Daher sei vieles daran neu für ihn.

Am Freitagabend hatten die 209 Teilnehmer der Synodalversammlung einen Reformtext über die Beteiligung von Laien an der Leitung von Bistümern vertagt. Der Antrag war ein Kernstück der angestrebten Reformen. Bereits im September hatten die Delegierten für ein dauerhaftes, synodales Gremium auf nationaler Ebene gestimmt, das jedoch im Januar vom Vatikan untersagt wurde.

Der katholische Reformdialog Synodaler Weg endete satzungsgemäß vorerst am Samstag. Der Reformprozess war 2019 von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufen worden, um Wege aus der Vertrauenskrise durch die Missbrauchsskandale zu finden.