Berlin (epd). Die Naturschutzaktivistin und frühere Seenotretterin Carola Rackete fordert von der Klimabewegung mehr Aufmerksamkeit für die soziale Frage. Um wieder mehr Beteiligung zu erreichen, brauchten Akteure wie Fridays for Future und die „Letzte Generation“ eine breitere gesellschaftliche Verankerung, sagte Rackete der Berliner „tageszeitung“ (Freitag). Dafür müssten Schnittstellen gefunden werden, wo Klimaschutz und soziale Themen zusammenpassen.
Als Beispiel nannte sie die Berliner Volksinitiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“: „Damit will ich aber auch nicht sagen, dass ziviler Ungehorsam und Demos am Freitag nicht weiterhin wichtig sind“, betonte Rackete.
Die Klimabewegung habe sich zu sehr auf Waldbesetzungen oder Aktionen zivilen Ungehorsams fokussiert und sich zu wenig mit Basisarbeit und Konzepten auseinandergesetzt, die aus der klassischen Linken kommen. „Wenn wir konkrete sozial-ökologische Projekte unterstützen, können wir mehr Menschen motivieren, mitzumachen“, sagte Rackete: „Die Erfolge sehe ich dann eher auf lokaler oder regionaler Ebene.“
Die Aufmerksamkeit, die durch Straßenblockaden der „Letzten Generation“ für das Thema Klimaschutz generiert werde, sei begrenzt: „Ich glaube, wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen wir mit konkreten Anliegen in die Gesellschaft rein und Gerechtigkeitsthemen finden.“
Die 34-jährige Rackete wurde international bekannt, als sie 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsboots Sea-Watch 3 mit 53 aus Libyen stammenden Flüchtlingen gegen den Willen der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa anlief.
„Fridays for Future“ hat für Freitag zum Klimastreik für eine Verkehrswende und die Einhaltung der Pariser Klimaziele aufgerufen. Erstmals finden die bundesweit mehr als 240 Aktionen gemeinsam mit Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di statt.