Bremen (epd). Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) arbeitet an einem bundesweiten Bündnis gegen Sportwetten. Daran beteiligen sich der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), und der Bremer Glücksspielforscher Tobias Hayer. „Wir sprechen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen inzwischen von bundesweit 1,3 Millionen Menschen mit einem krankhaften Glücksspielverhalten, weitere 3,25 Millionen stehen auf der Kippe“, sagte Mäurer am Donnerstag in Bremen nach einem Treffen mit Blienert und Hayer.
Seit August 2022 gibt es unter der Schirmherrschaft von Blienert bereits ein Bündnis gegen Sportwetten-Werbung. Der Anteil der Sportwetten an der Glücksspielsucht steigt Hayer zufolge ständig. Früher seien 70 bis 80 Prozent der Süchtigen durch Automaten krank geworden, „heute ist jeder dritte Klient ein Sportwettenspieler“, warnte der Wissenschaftler. Die wichtigsten Gründe dafür seien die Werbung für Sportwetten und die leichte Verfügbarkeit dieser Form des Glücksspiels. Auch die hohe Spielgeschwindigkeit erhöhe das Suchtpotenzial.
Mäurer betonte, die Sportwette sei in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen und zur beliebten Freizeitbeschäftigung für Erwachsene avanciert. Allen voran müssten Jugendliche und Heranwachsende vor dem oft destruktiven Sog der Sportwetten bewahrt werden, die in den Stadien beispielsweise auch durch Bandenwerbung präsent seien.
Eine rechtliche Handhabe dagegen gebe es nicht, auch nicht auf Grundlage des neuen Glücksspielstaatsvertrages aus dem Jahr 2021, hieß es. Bisher seien in Deutschland anders als beispielsweise in den Niederlanden sämtliche Appelle an die Sportvereine und -verbände sowie an die Politik verhallt, die Werbung einzuschränken oder auch ganz zu verbieten. Ein Verbot sei „ein langer Weg, da müssen wir Geduld haben“, räumte Mäurer ein. Aber: „Wichtig ist, dass wir einen Schulterschluss organisieren.“ Die Politik stehe in diesem Zusammenhang einer mächtigen Lobby in der Glücksspiel- und Werbebranche gegenüber.
Mäurer hatte schon 2021 ein Werbeverbot für Sportwetten gefordert und damit eine bundesweite Debatte angestoßen. In der zweiten Jahreshälfte wollen die Bremer in der Hansestadt ein bundesweites Forum gegen Sportwetten organisieren.