Ernährungsmediziner rät zu Bewegung statt Fastenkuren

Ernährungsmediziner rät zu Bewegung statt Fastenkuren
15.02.2023
epd
epd-Gespräch: Karen Miether

Hildesheim (epd). Der Hildesheimer Ernährungsmediziner Stefan Köppen hält das Fasten nur in Ausnahmefällen für geeignet, um schlanker zu werden oder dem Körper etwas Gutes zu tun. Mit Blick auf das Gewicht trete oft ein Jojo-Effekt ein und abgenommene Pfunde seien schnell wieder drauf, sagte der Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Onkologie, Diabetologie, Palliativ- und Ernährungsmedizin am Helios Klinikum in Hildesheim im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Mit Fasten allein wird nicht alles gut. Manchmal hat es sogar eine Alibifunktion, um den ansonsten ungesunden Lebensstil zu überdecken.“

Köppen, dessen Klinik als einzige in Niedersachsen für die Weiterbildung für Ernährungsmediziner ermächtigt ist, empfiehlt vielmehr eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. „Es geht darum, Bewegung in den Alltag einzubauen, indem zum Beispiel Strecken zu Fuß eingeplant werden“, sagte er. „Ich kann dafür vielleicht eine Haltestelle zu früh aus dem Bus steigen und den restlichen Weg gehen oder statt des Aufzuges Treppen nutzen.“ Um nicht zu Süßigkeiten zu greifen, sei es eine gute Idee, auch mal etwas Gesundes wie Möhrenstifte bereitzustellen.

Heilfasten, bei dem einige Tage lang weitgehend auf feste Nahrung verzichtet wird, werde gleichwohl auch in der Medizin angewendet, erläuterte der Ernährungsmediziner. Es zähle zu den Naturheilverfahren, die ergänzend zu Therapien eingesetzt würden, etwa um bei chronischen Erkrankungen Symptome zu lindern. „Bei Diabetes mellitus Typ 2 kann Fasten ein Einstieg in die Behandlung sein, der hilft, wenn die Zellen nicht mehr gut auf Insulin ansprechen.“

Grundsätzlich empfiehlt es sich Köppen zufolge, vor dem Fasten ärztlichen Rat einzuholen. So müssten zum Beispiel Blutdruck- oder Diabetesmedikamente entsprechend abgestimmt werden, sagte der Mediziner. Unbedingt beachtet werden sollte der Harnsäurewert, etwa bei Gicht. Dieser könne ansteigen und es kann zu Beschwerden wie Gichtanfällen kommen. „Wir haben auch immer wieder Patienten mit Gallensteinproblemen, die sich nach Diäten oder Fasten entwickelt haben.“

Manche Wirkungen, die dem Fasten zugeschrieben würden, könnten auch andere Ursachen haben, sagte Köppen. Dies gelte etwa für die These, dass regelmäßig Fastende länger lebten. „In Tierversuchen bei Mäusen wurde nachgewiesen, dass Tiere länger lebten, die eine kalorienreduzierte Kost bekamen. Das ist aber nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar“, führte er aus. „Es muss auch berücksichtigt werden, dass Menschen, die das Fasten betreiben, vielleicht ohnehin gesünder leben, als andere.“