Debatte um Ausschluss von Palästinenser-Ausstellung auf Kirchentag

Debatte um Ausschluss von Palästinenser-Ausstellung auf Kirchentag

Berlin, Fulda (epd). Eine Gruppe prominenter Christen hat kritisiert, dass die Ausstellung „Nakba - Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ nicht auf dem evangelischen Kirchentag im Juni in Nürnberg gezeigt werden soll. „Diese Ausstellung ist auf früheren Kirchentagen schon gezeigt worden. Angesichts der neuen, uns beunruhigenden Israel/Palästina-Krise halten wir es für wichtig, sie erneut zur Diskussion zu stellen“, heißt es in einer Erklärung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.

Beantragt hatte die Ausstellung der Verein „Flüchtlingskinder im Libanon“. Der Verein sei für den Markt der Möglichkeiten zugelassen, sagte Kirchentags-Sprecherin Milena Vanini am Dienstag dem epd: „Die Gruppe hat die Zulassung, die Einladung zum Vorbereitungstreffen des Marktes sowie einen Standplatz erhalten.“ Es gebe für den Kirchentag 2023 jedoch die Einschränkung, dass die Nakba-Ausstellung nicht gezeigt werden soll, bestätigte die Sprecherin.

Bewerbungen für das Kirchentagsprogramm werden Vanini zufolge von verschiedenen, vom Präsidium eingesetzten Gremien durchgesehen und geprüft. „Diese Entscheidungen werden für jeden Kirchentag neu bewertet und getroffen“, fügte sie hinzu: „Die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch wurde eröffnet, darin wurde auch deutlich gemacht, dass es kein allgemeines Verbot gibt, über die Nakba und ihre Folgen zu informieren. Wir wünschen uns weiterhin eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Verein für den Kirchentag in Nürnberg.“

Mit „Nakba“, arabisch für Katastrophe oder Unglück, ist die Flucht und Vertreibung palästinensischer Bevölkerungsteile im Laufe des Ersten Nahostkrieges gemeint. Die Nakba-Ausstellung hatte bereits zuvor an verschiedenen Orten in Deutschland für Kontroversen gesorgt.

„Wir fordern nach wie vor eine öffentliche Begründung für das Verbot, die Nakba-Ausstellung auf dem Kirchentag in Nürnberg zu zeigen“, heißt es in der Erklärung.

Der Brief trägt unter anderen die Unterschriften des früheren Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Konrad Raiser, und seiner Ehefrau Elisabeth Raiser, der evangelischen Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Als weitere Unterzeichner werden genannt der Erfurter Altpropst Heino Falcke sowie die Theologinnen Almuth Berger und Ruth Misselwitz.

Zum 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 7. bis 11. Juni 2023 erwarten die Veranstalter rund 100.000 Gäste in Nürnberg. Er steht unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“, ein Zitat aus dem Markus-Evangelium.