Berlin (epd). Das Erzbistum Berlin will Machtmissbrauch durch haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter gegenüber Minderjährigen oder anderen einen Riegel vorschieben. Ziel sei, durch Kontrollmechanismen dafür zu sorgen, jeder Form von Missbrauch entgegenzutreten, erklärten Erzbischof Heiner Koch und Generalvikar Manfred Kollig in ihrem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht 2021.
Die inzwischen erkannten Risiken sollten durch Aus- und Fortbildung sowie Kontrolle und konsequente Bearbeitung von Anzeigen minimiert werden. Bis Ende 2021 erfasste das Erzbistum nach eigenen Angaben 112 Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch seit 1946.
Koch und Kollig schreiben in ihrem Vorwort: „Blindes Vertrauen hat immer wieder Missstände und Straftaten begünstigt.“ Seit deren Aufdeckung habe die Kirche viel Vertrauen verloren.
2021 registrierte das Erzbistum 10.748 Austritte, 47 Eintritte und 75 Wiederaufnahmen. Ende 2021 zählte das Erzbistum 384.324 Katholiken, rund 10.871 weniger als 2020. Das Erzbistum umfasst neben der Hauptstadt weite Teile Brandenburgs und Vorpommerns.
Weiter hieß es, es sei nicht einfach, das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen. Wahrscheinlich brauche es Jahrzehnte, „um wieder zu einem Miteinander zu kommen, das von einem wechselseitigen Grundvertrauen getragen wird“.
Das Erzbistum habe juristisch prüfen lassen, ob Personen, die in den vergangenen 70 Jahren Personalverantwortung hatten, Fehler gemacht haben, die strafrechtlich oder kirchenrechtlich geahndet werden müssen. Aber auch unterhalb dieser Schwelle werde Fällen nachgegangen, hieß es weiter.