Köln (epd). Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, spricht sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine aus. Im Interview mit dem Deutschlandfunk forderte sie am Samstag „massive gesamteuropäische Initiativen“, um einen Stopp des Krieges in der von Russland angegriffenen Ukraine zu erreichen. Es müssten „kreative Möglichkeiten“ ausgeschöpft werden, um zu einem Waffenstillstand zu kommen.
Zugleich kritisierte die Theologin eine aktuell herrschende „rein militärische Logik“. Käßmann fragte mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Müssen wir in dieser militärischen Logik uns Putin anpassen und immer weiter aufrüsten oder gibt es Formen zu sagen: Wir finden Wege, hier endlich einen Waffenstillstand auszuhandeln?“
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende bezweifelte zudem, ob die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen könne. Es gebe auch Stimmen, die diese Einschätzung als unrealistisch bezeichneten. Die ehemals leitende Theologin zeigte sich überzeugt, dass weiteres Aufrüsten „in einem jahrelangen Patt enden“ werde.
Hoffnungen setzt sie nach eigenem Bekunden auf die russische Zivilgesellschaft. Die Empörung über den Krieg in dem Land sei „inzwischen groß“. Käßmann plädierte dafür „zu versuchen, die russische Zivilgesellschaft dazu zu bringen, dass da eine Veränderung stattfindet in Russland“.
Außerdem forderte sie die Kirchen auf, massiveren Druck auf die russisch-orthodoxe Kirche auszuüben, damit diese ihren Einfluss geltend mache „und nicht weiter ein Patriarch Kyrill Waffen segnet“. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. gilt als Vertrauter Putins. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche hatte den russischen Angriffskrieg in der Vergangenheit gerechtfertigt.