Berlin, Bonn (epd). Im Kampf gegen Hunger muss nach Worten des Agrarökonomen Matin Qaim in reichen Ländern der Fleischkonsum deutlich reduziert werden. „40 Prozent der weltweiten Ackerfläche wird für den Anbau von Viehfutter verwendet, vor allem für Schweine, Rinder und Geflügel“, sagte der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das ist eine wirklich große Stellschraube, an der gedreht werden kann und muss.“ Das Problem sei, dass der weltweite Fleischkonsum steil nach oben gehe.
Vor einem Jahr hat Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu einem neuen Preisschock auf den Getreidemärkten geführt. Beide Länder gehören bei Weizen und Mais zu den wichtigsten Exporteuren der Welt. Der Ausfall der Exporte hat global für weitere Not gesorgt.
Qaim geht nicht davon aus, dass das Ziel der internationalen Gemeinschaft, den Hunger bis 2030 weltweit zu besiegen, noch erreicht werden kann. „Das darf aber nicht zum Anlass genommen werden, dieses Ziel aufzuweichen. Wir wollen, dass es, so schnell es geht, Wirklichkeit wird.“
Der Wissenschaftler sagte, dass die Nahrungsmittelpreise schon seit 2020 sehr deutlich gestiegen seien. „Die globale Nachfrage ist stärker gewachsen als das Angebot.“ Denn die Erträge in der Landwirtschaft seien nicht mehr so stark gestiegen wie in den vorherigen Jahrzehnten, zum Teil auch bedingt durch den Klimawandel und damit verbundene Wetterextreme. Hinzu kämen hohe Energie- und Düngemittelpreise sowie niedrige Lagerbestände für Getreide und andere Lebensmittel.
Auch die Coronapandemie habe sich auf die Märkte ausgewirkt. Kriege und Konflikte verschärften die Lage weiter. „Da hilft nur, mehr und solider zu produzieren und gleichzeitig sparsamer zu konsumieren.“