Genf (epd). Das Welternährungsprogramm hat in den ersten vier Tagen nach den Erdbeben Essensrationen für 115.000 notleidende Menschen in Syrien und der Türkei geliefert. Die Verteilung an Kinder, Frauen und Männer in den betroffenen Regionen dauere an, sagte Corinne Fleischer, WFP-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, bei einer Videokonferenz am Freitag in Genf.
Das WFP stelle warme Mahlzeiten und Lebensmittelpakete für Familien bereit, sagte Fleischer. Für die Menschen, die von den Erdbeben betroffen seien, sei die Versorgung mit Nahrungsmitteln im Moment eines der wichtigsten Bedürfnisse. Das WFP brauche 77 Millionen US-Dollar (72 Millionen Euro), um insgesamt 874.000 betroffenen Menschen in der Türkei und Syrien zu helfen. Die Erdbeben hatten am Montag Teile der Türkei und Syriens erschüttert.
Unterdessen überquerten 14 weitere Lastkraftwagen der UN mit Hilfsgütern den einzigen offenen Grenzübergang zwischen der Türkei und Syrien, wie der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration, Paul Dillon, mitteilte. Insgesamt hätten somit seit Donnerstag 20 Trucks der UN den Grenzübergang Bab al-Hawa passiert, um humanitäre Güter für Tausende Menschen in den Nordwesten Syriens zu liefern. Der Übergang und umliegende Straßen waren wegen der Erdbebenschäden tagelang nicht passierbar gewesen.
Das Gebiet wird von Extremisten und Rebellen beherrscht. Die Vertreter der Hilfsorganisationen WFP und IOM betonten, dass die Öffnung weiterer Grenzübergänge zwischen den beiden Ländern dringend nötig sei.
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, wurde am Nachmittag in der nordsyrischen Metropole Aleppo erwartet. Tedros und ein Team wollen die Hilfsmaßnahmen in dem Erdbebengebiet koordinieren, wie eine WHO-Sprecherin mitteilte. Sie betonte, dass sich viele medizinische Teams auf den Weg in die Region gemacht hätten.
Die Menschen in den nicht vom syrischen Regime unter Präsident Baschar al-Assad kontrollierten Gebieten im Nordwesten des Landes werden von den UN und Hilfsorganisationen über Bab al-Hawa versorgt. Bab al-Hawa ist der einzige geöffnete Übergang. Falls das Assad-Regime nicht der Öffnung weiterer Übergänge zustimmt, könnte der UN-Sicherheitsrat eine entsprechende Resolution verabschieden.
Im Sicherheitsrat verhindert jedoch das ständige Mitglied Russland, ein enger Verbündeter Syriens, eine Ausweitung des Mandats. Russland und Syrien argumentieren, Hilfslieferungen dürften nicht an den Assad-Behörden vorbei in das Land kommen. In der Region waren bereits vor dem Erdbeben 4,1 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.