Berlin (epd). Nach der Umweltkatastrophe in der Oder vor einem halben Jahr hat die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland von der Bundesregierung Konsequenzen gefordert. Der Zustand des Flusses sei weiterhin miserabel und sehr bedenklich, erklärte der Leiter des WWF-Büros Ostsee, Finn Viehberg, am Sonntag in Berlin.
Nötig seien neben der Absenkung menschlicher Einleitungen ein sofortiger Ausbaustopp auf polnischer Seite sowie die Renaturierung von Auen. Dazu müsse die Bundesregierung auch mit Polen verhandeln.
Als Ursache des massenhaften Fischsterbens im August 2022 - nach Angaben des WWF mindestens 360 Tonnen tote Fische - gilt die Einleitung von stark salzhaltigen Abwässern in Kombination mit einer hohen Wassertemperatur und einem niedrigen Pegelstand. Dies führte zu einer hohen Schadstoffkonzentration des Oder-Wassers und begünstigte das Wachstum einer giftigen Brackwasseralge. Dabei starben auf einer Länge von rund 500 Kilometern zahlreiche im Wasser lebende Arten, darunter viele Fische und Muscheln.
Viehberg sprach von einer Belastung des Flusses „durch legale und illegale Einleitungen, die andauert“. Angesichts der Klimakrise, der damit einhergehenden Trockenheit und fehlenden Wassermengen in der Landschaft könne sich ein derartiges Fischsterben auch anderswo in Deutschland und Europa erneut ereignen.
WWF Deutschland ist Mitglied des „Aktionsbündnis lebendige Oder“ von zehn deutschen Organisationen. Länderübergreifend haben sich den Angaben zufolge deutsche, polnische und tschechische Umweltorganisationen im Bündnis „Zeit für die Oder“ zusammengeschlossen.