Nairobi, Kinshasa (epd). Mit einem Aufruf zu Frieden und Brüderlichkeit hat Papst Franziskus am Mittwoch vor Hunderttausenden Gläubigen die Messe auf dem Flughafengelände der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa gefeiert. Mit fester Stimme predigte er über die „brennenden Wunden“ im Kongo, die ständig von Hass und Gewalt infiziert würden. Franziskus rief dabei zu Versöhnung und zu Frieden nicht nur mit jenen auf, die einem nahestehen. Unterschiede in der Ethnie sollten kein Hindernis sein, betonte er.
„Wir Christen sind gerufen, das Gewissen der Welt zu sein, Zeugen der Liebe und der Vergebung“, sagte der Papst. In der ersten Reihe feierte auch Felix Tshisekedi, der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, den Gottesdienst mit.
Zum ersten Mal seit 1985 besucht ein Papst das zentralafrikanische Land, in dem fast die Hälfte der Menschen katholisch sind. Der Mittwoch wurde spontan zum Feiertag gemacht, Schulen und Büros waren geschlossen, um den Katholikinnen und Katholiken die Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen. Seit dem frühen Morgen hatten sie auf dem Flughafengelände gewartet.
Bereits am Dienstag hatte Franziskus nach seiner Ankunft im Kongo zu Frieden gemahnt. In einer Rede vor Regierungsmitgliedern und Vertretern des diplomatische Corps wandte er sich auch in deutlichen Worten an die internationale Gemeinschaft: „Lass eure Finger vom Kongo“, sagte er. „Hört auf, Afrika zu ersticken: Es ist keine Mine, die man ausbeuten oder ein Gebiet, das man ausplündern kann.“ Er kritisierte den anhaltenden „wirtschaftlichen Kolonialismus“ auf dem afrikanischen Kontinent, auch im Osten des Kongos.
Im Laufe der Woche reist der Papst in den Südsudan weiter. 2019 hatte Papst Franziskus die beiden gegnerischen Führungsfiguren Salva Kiir und Riek Machar in den Vatikan zu einem Friedenstreffen eingeladen. In einer seltenen, direkten Geste küsste er den beiden die Füße und bat sie, den Frieden zu wahren und nach vorn zu blicken. Die Friedensmission der Vereinten Nationen im Südsudan äußerte sich besorgt darüber, dass bewaffnete Gruppen aufrüsten und rief sie dazu auf, Zivilistinnen und Zivilisten zu verschonen. Sie begrüßte den Besuch von Franziskus als historisch.