Nairobi, Goma (epd). In der von Konflikten beherrschten Region Nord-Kivu im Ostkongo haben die M23-Rebellen laut Medienberichten weitere Geländegewinne verzeichnet. Berichten des UN-finanzierten Radiosenders Okapi zufolge sind Kämpfer der Gruppe, der schwere Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen werden, am Donnerstagabend nach Kitshanga vorgerückt. Auch der französische Auslandssender RFI meldete die Einnahme des strategisch wichtigen Ortes, der etwa 100 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Goma liegt.
Ein Sprecher der Vereinten Nationen hatte zuvor am Donnerstag (Ortszeit) in New York von Gefechten zwischen M23 und der kongolesischen Armee südlich und südöstlich von Kitshanga berichtet. Nach Angaben der UN-Friedensmission Monusco flohen 450 Menschen in einen ihrer Stützpunkte. Auf Twitter rief die Blauhelmmission die M23-Rebellen dazu auf, sich aus den von ihr besetzten Gebieten zurückzuziehen.
Bereits Mitte der Woche hatte es Berichte über heftige Kämpfe zwischen der Armee und M23-Milizionären, die den UN zufolge von Ruanda unterstützt werden, gegeben. Dabei soll es der Gruppe unter anderem gelungen sein, eine Straße nach Goma zu besetzen. Am Mittwoch sorgten zudem mutmaßlich aus Ruanda abgegebene Schüsse auf einen kongolesischen Kampfjet für diplomatischen Spannungen zwischen den beiden Nachbarländern.
Die jüngsten Gefechte machen Hoffnungen auf eine Befriedung der Region zunichte. Nach Verhandlungen zwischen der kongolesischen Regierung und Ruanda in der angolanischen Hauptstadt Luanda hatten die M23-Rebellen mehrfach den Rückzug aus den von ihnen besetzten Gebieten angekündigt.
Im Osten des zentralafrikanischen Landes gibt es seit Jahrzehnten einen blutigen Konflikt zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen und der Regierung um Macht und Kontrolle über die reichen Rohstoffvorkommen. Zahlreiche Bemühungen, den Ostkongo zu befrieden, sind bislang gescheitert. Die M23 ist die derzeit größte und am besten organisierte der schätzungsweise mehr als 120 bewaffneten Gruppierungen. Nach Beginn einer Offensive Anfang 2022 standen ihre Kämpfer zwischenzeitlich kurz vor Goma, der wichtigsten Stadt der Region.
Die Vereinten Nationen prangerten am Freitag auch schwere Verbrechen gegen Kinder in Nord-Kivu an. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef forderte am Freitag in der Hauptstadt Kinshasa die sofortige und bedingungslose Freilassung von mindestens 13 Kindern, die in der Nacht auf Montag in der Nähe der Stadt Butembo entführt wurden. Es handele sich um eine „schwerwiegende Verletzung der Rechte von Kindern“, hieß es. Wie das kongolesische Nachrichtenportal „Actualité CD“ berichtete, hatte sich die islamistische Terrorgruppe ADF zu dem Angriff bekannt. Die ADF ist eine ursprünglich ugandische Terrorgruppe, die im Ostkongo aktiv ist und sich 2019 zum „Islamischen Staat“ (IS) bekannt hat.