Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat die Gewaltherrschaft des Militärs in Myanmar scharf verurteilt. Zwei Jahre nach dem Militärputsch sei das südostasiatische Land tiefer denn je in die Krise geraten, betonte Türk am Freitag in Genf.
Glaubwürdigen Quellen zufolge seien seit dem Putsch am 1. Februar 2021 mindestens 2.890 Menschen durch das Militär und dessen Helfer getötet worden. Weitere 1,2 Millionen Menschen seien innerhalb Myanmars vertrieben worden. Mehr als 70.000 Menschen seien aus dem Land geflüchtet.
Türk erinnerte auch an die brutale Verfolgung der muslimischen Rohingya-Bevölkerung in dem buddhistisch geprägten Land. In jedem Bereich der Menschenrechte, in wirtschaftlicher, sozialer, kultureller, bürgerlicher und politischer Hinsicht, habe sich Myanmar tiefgreifend zurückentwickelt, sagte Türk.
Die Verantwortlichen für die täglichen Angriffe auf Zivilisten und die Menschenrechtsverletzungen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Das Militär solle einer wirksamen zivilen Kontrolle unterstellt werden.
Seit dem Sturz der Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geht das Militär brutal gegen Oppositionelle sowie Widerstandsgruppen vor. Immer wieder gibt es Berichte über Massaker an der Zivilbevölkerung.
Rund 800.000 Rohingya wurden Ende August 2017 während einer Offensive der Armee nach Bangladesch vertrieben. UN-Ermittler sowie Menschenrechtler werfen Myanmar Völkermord an den Rohingya vor. Am vergangenen Dienstag reichte die Menschenrechtsorganisation „Fortify Rights“ gemeinsam mit Betroffenen eine Strafanzeige in Deutschland gegen Angehörige des Militärs aus Myanmar ein. Dabei berufen sie sich auf das sogenannte Weltrechtsprinzip, das die Strafverfolgung schwerer Verbrechen auch im Ausland ermöglicht.