Düsseldorf (epd). Eine Studie zu sexuellen Übergriffen im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat zahlreiche Hinweise auf sexualisierte Gewalt in den Jugendverbänden zu Tage gefördert. Im Rahmen der Erhebung wurden für den Zeitraum 1945 bis 2021 insgesamt 121 Hinweise auf sexualisierte Gewalt gesammelt, wie der BDKJ-Bundesvorstand am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Demnach kam es unter anderem zu „sexualisierter Peergewalt und sexualisierter Gewalt durch ehrenamtlich Tätige in den Verbandskontexten“. Bei der Untersuchung handelt es sich den Angaben zufolge um eine „Vorstudie“.
Die von der Uni Münster und der Hochschule Hannover erstellte Untersuchung zieht den Angaben zufolge das Fazit: „Ehrenamtliche Kontexte und ihre Beziehungsstrukturen können Orte sexualisierter Gewalt sein.“ Der Großteil der berichteten Fälle stammt aus dem Zeitraum zwischen 2010 und 2022 (75 Fälle), wobei dies auch unter dem Gesichtspunkt der höheren Sensibilität und der damit einhergehenden besseren Dokumentationslage betrachtet werden kann, wie es hieß.
Von den in der Vorstudie aufgeführten 121 Rückmeldungen könne allerdings noch nicht auf das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den Verbänden geschlossen werden, erklärte der BDKJ, der die Untersuchung in Auftrag gegeben hatte. Bei den Meldungen wurden keine Namen von möglichen Betroffenen und Tätern erfasst.
Bei den mutmaßlichen Betroffenen handelt es sich in fast zwei Drittel der Fälle (63 Prozent) um Mädchen und junge Frauen. Das Alter der Betroffenen zum Tatzeitpunkt lag zwischen 5 und 29 Jahren. Bei den Tatpersonen handelt es sich in etwa der Hälfte der berichteten Fälle um ehrenamtliche Gruppen- oder Jugendleiter. Die mutmaßlichen Täter sind in fast allen Fällen männlich, in zwei Dritteln der Fälle (65 Prozent) handelte es sich um Erwachsene. Die Taten sollen sich bei Jugendfreizeiten, Ferienlagern, Jugendgruppen, privaten Treffen sowie bei Tagungen und Versammlungen ereignet haben.
Der BDKJ-Bundesverband kündigte an, dass er den laufenden Aufarbeitungsprozess in der katholischen Jugendverbandsarbeit nun forcieren und dazu ein unabhängiges Forschungskonsortium mit der Durchführung einer „Hauptstudie“ beauftragen werde. „Wir sind in der Verantwortung, dieses Unrecht und Leid mit allen Mitteln zu verhindern und eine gelingende Präventionsarbeit zu leisten“, sagte BDKJ-Bundesvorsitzender Gregor Podschun. Dazu brauche es „ein Konzept zur Aufarbeitung des in der Vergangenheit begangenen Unrechts“.