Frankfurt a.M. (epd). Die Polizei hat am Mittwoch die ersten Baumbesetzerinnen und -besetzer aus dem Fechenheimer Wald in Frankfurt am Main getragen. Bis zum Einbruch der Dämmerung hätten die Beamten rund 30 Personen aus „Baumhäusern und anderen Strukturen“ herausgebracht, teilte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Die Rodungsgegner sprachen von elf Festnahmen, weitere zehn bis 25 harrten noch in dem für den Autobahnbau vorgesehenen Waldstück aus.
Die Räumung gehe friedlich nach Plan vonstatten, sagte der Polizeisprecher. Es habe bis zum späten Nachmittag keinen gewalttätigen Widerstand und keinen Unfall gegeben. Allerdings habe es eine gefährliche Situation gegeben, als ein Baumbesetzer in das Sicherungsseil eines Polizeikletterers greifen wollte. Die Beamten hätten mit ihrer Ansprache und der Drohung einer Luftdruckwaffe die Situation lösen können. Der Kollege und der Besetzer seien sicher abgeseilt worden. Am Nachmittag habe eine kleine Gruppe von Rodungsgegnerinnen und -gegnern die Absperrung durchbrechen wollen, sei aber daran gehindert worden. Es habe auf beiden Seiten keine Verletzungen gegeben.
Die Polizei hatte Beamtinnen und Beamte aus allen hessischen Präsidien und der Bundespolizei in großer Zahl zusammengezogen. Dagegen fanden sich am Waldrand nur eine zweistellige Zahl von Menschen ein, die die Rodung ablehnen. Besetzende haben in dem Waldstück ein Dutzend Baumhäuser in einer Höhe von wenigen Metern bis in Baumkronen in etwa 15 Metern Höhe gebaut. Die Polizisten forderten sie zunächst mehrfach zum Verlassen des für die Autobahntrasse vorgesehenen Waldstücks auf. Danach begannen Spezialkräfte mit Klettergurten und einer Hebebühne, sich Zugang zu den Baumhäusern zu verschaffen und die besetzenden Personen herunterzuholen. Über die Dauer des Einsatzes wollte die Polizei keine Angaben machen.
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein und Innenminister Peter Beuth (beide CDU) besichtigten am Vormittag den Beginn der Räumung. „Ich danke den Beamten, dass sie in politisch aufgeheizter Stimmung sehr besonnen den Rechtsstaat durchsetzen“, sagte Rhein. Die Beschlüsse zur Verlängerung der A66 bis zur 2,2 Kilometer entfernten A661 seien demokratisch gefasst und von Gerichten bestätigt worden. Die Besetzer gefährdeten sich selbst und die Polizisten. „Ich bin sehr zufrieden, dass das wichtige Projekt endlich losgeht.“ Der Bau der Autobahnverbindung werde viele Bürger im Frankfurter Osten vom Autoverkehr vor der Haustür entlasten.
Die Regierungsfraktion der Grünen im Hessischen Landtag teilte mit, sie sei gegen den Neubau von Autobahnen, aber die Planungen im Fechenheimer Wald seien „Ergebnis eines langen, rechtsstaatlichen und demokratischen Verfahrens und wurden auf Bundesebene politisch entschieden“. Auch der Rechtsweg sei ausgeschöpft. „Das muss selbstverständlich akzeptiert werden.“
Die Kampagne „Fecher bleibt - keine A66“ protestierte gegen die Räumung. Die Landesregierung solle die Polizei zurückziehen. Die jahrzehntealte Bauplanung der Autobahn GmbH sei „völlig überholt“ und die Straßenbaupolitik „völlig verfehlt“. Mit dem Waldstück werde eine wertvolle CO2-Senke zerstört, und der Bau und Betrieb des Autobahnstücks würden den Stadtteil hochgradig mit CO2 belasten.
Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände begrüßte dagegen die Vorbereitung des Autobahnbaus zum Lückenschluss zwischen der A66 und der A661. Der Ausbau sei für die Wirtschaftsstandorte Frankfurt-Rhein-Main und Osthessen „enorm wichtig“, hieß es.