Klimaforscher Latif: "Schneemänner werden immer seltener"

Klimaforscher Latif: "Schneemänner werden immer seltener"
17.01.2023
epd
epd-Gespräch: Nadine Heggen

Kiel (epd). Winter mit viel Schnee wird es nach der Prognose des Kieler Klimaforschers Mojib Latif (68) in Deutschland künftig nur noch selten geben. „Ich habe als Kind im Winter immer Schneemänner gebaut. Heute fällt kaum noch Schnee, weil die Temperaturen immer weiter steigen“, sagte Latif dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des „Welttag des Schneemanns“ am 18. Januar. Dass in den vergangenen Jahren dennoch weiter in deutsche Skigebiete investiert worden sei, zeige, dass die Menschen den Klimawandel immer noch nicht wahrhaben wollen.

„Es ist unfassbar, dass die ganze Welt die Klimakrise ignoriert und in dieser Sache nicht zusammenarbeitet“, so Latif. Momentan würden pro Jahr 50 Milliarden Tonnen an Treibhausgasen ausgestoßen. In den vergangenen Jahren seien sie fast jährlich gestiegen, nur 2020 durch die Einschränkungen während der Coronapandemie kurzfristig gesunken. „Dabei kann nur eine wesentliche Senkung der Treibhausgase unser Klima retten. Mitte dieses Jahrhunderts muss der Ausstoß ungefähr bei null liegen, sonst verfehlen wir die Pariser Klimaziele“, so Latif.

Der Klimaforscher kritisierte, dass der Klimaschutz immer hinten anstehe. Momentan sei es die Energiekrise, die dazu führe, dass die Abschaltung von klimaschädlichen Braunkohlekraftwerken wieder verschoben wird. „Der Klimaschutz muss immer warten“, sagte Latif.