Lützerath (epd). Die Organisatoren und Aktivisten der Großkundgebung am Samstag bei Lützerath haben weitere Proteste gegen die Abbaggerung des Weilers und die Braunkohleverstromung angekündigt. Auf einer Pressekonferenz würdigten die Vertreter von „Ende Gelände“, „Alle Dörfer bleiben“ und „Fridays for Future“ am Sonntag die Teilnahme von Zehntausenden Menschen an dem Protest rund um Lützerath als Zeichen der Hoffnung für den Klimaschatz in Deutschland und weltweit. In der kommenden Woche sollen weitere friedliche Aktionen „mit der ganzen Bandbreite des zivilen Ungehorsams“ folgen, unter anderem ein Aktionstag am 17. Januar.
Darya Sotoodeh von „Fridays for Future“, Christopher Laumanns von „Alle Dörfer bleiben“ und Charly Dietz von „Ende Gelände“ äußerten scharfe Kritik an der schwarz-grünen NRW-Landesregierung. Diese müsse die Räumung stoppen. „Die Regierung steht alleine da“, sagte Laumanns. Die Mehrheit der Bevölkerung wolle keinen weiteren Braunkohleabbau. Die Zerstörung von Lützerath sei eine „Blamage für Deutschland“, vor allem für die Grünen. Dietz forderte, die Grünen sollten die Räumung stoppen und sich bei den Menschen für das verursachte Leid entschuldigen. Laumanns verwies auf die Forderung von 500 Wissenschaftlern nach einem Moratorium, da die Erkenntnislage eindeutig sei: „Die Braunkohle wird nicht gebraucht.“
Die Organisatoren nannten die Großkundgebung und die Aktionen zuvor rund um Lützerath eine Zäsur. Es habe sich gezeigt, dass die Menschen die „alten Verträge“ mit der Politik nicht mehr wollten, den Ausstieg aus fossilen Energiegewinnung forderten und keine weiteren Räumungen oder Abbaggerungen akzeptieren. Egal, wie es mit dem geräumten und weitgehend abgerissenen Ort Lützerath selbst weitergehe, werde der Widerstand fortgesetzt, kündigten sie an.
Iza Hoffmann vom Sanitäter-Team der Demonstrationsorganisatoren sprach mit Blick auf die Großkundgebung vom Samstag von einer hohen Zahl verletzter Demonstranten im „zwei- bis dreistelligen“ Bereich und kritisierte unnötige Gewalt durch die Polizei. Sie sprach von Knochenbrüchen, Kopfverletzungen und warf der Polizei systematische Kopfschläge vor. Detaillierte Angaben wolle sie nicht machen, um eine Rückverfolgung mit Blick auf Strafanzeigen durch die Polizei zu verhindern, sagte sie.
Die Veranstalter der Demo betonten, dass sie als Aktionskonsens einen friedlichen und vielfältigen Protest befürworten. Mit Blick auf die Menschen, die sich am Samstag eigenständig abseits der genehmigten Demonstration zur Abrisskante begeben hatten, sagte Laumanns von der Initiative „Alle Dörfer bleiben“, das sei „eine beeindruckende und notwendige Aktion“ gewesen. Er habe dafür „vollstes Verständnis“. Die Sprecherin von „Ende Gelände“ sagt, es gebe eine sehr weite Bandbreite des zivilen Ungehorsams - der Konsens beinhalte Gewaltfreiheit. Einzelne würden „aus Wut“ aber zu anderen Mitteln greifen. An der Abbruchkante war es zu Konfrontationen mit der Polizei gekommen.