Berlin, Lützerath (epd). Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert einen sofortigen Stopp der am Mittwoch begonnenen Räumung von Lützerath sowie eine Neu-Planung des Kohle-Abbaus. „Es gibt keine energiepolitische Notwendigkeit, die Kohle unter Lützerath abzubaggern“, erklärte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt in Berlin. „Es ist ein fatales Signal, wenn dennoch das Abbaggern von Lützerath mit einem großen Polizeieinsatz ermöglicht wird.“ Die Proteste gegen die Räumung zeigten, dass ein „Weiter so“ beim Braunkohletagebau - vor allem von jungen Menschen - nicht mehr akzeptiert werde.
Der Geschäftsleiter des BUND Nordrhein-Westfalen, Dirk Jansen, ergänzte: „Es bleibt eine rein politische Entscheidung, ob die Räumung jetzt noch gestoppt wird.“ Zudem rief er alle Seiten auf, deeskalierend zu agieren. „Wir wehren uns gegen alle Versuche, den legitimen und friedlichen Protest gegen den Braunkohlen-Irrsinn generell zu kriminalisieren“, betonte Jansen.
Die Polizei hat am Mittwochmorgen begonnen, Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler II zu räumen. Der Energiekonzern RWE will Lützerath, das zu Erkelenz gehört, abreißen, um die darunter gelegene Braunkohle abzubaggern. Boden und Häuser des Ortes, dessen Bewohner inzwischen nicht mehr dort leben, gehören mittlerweile RWE und sind von Aktivisten besetzt worden.
Die Abbaggerung des Ortes ist Teil eines politischen Kompromisses: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (beide Grüne) hatten sich im Oktober 2022 mit RWE auf einen vorgezogenen Braunkohleausstieg 2030 verständigt. Die Vereinbarung sieht außerdem vor, die noch zur Verstromung verfügbare Braunkohlemenge im Tagebau Garzweiler II auf rund 280 Millionen Tonnen zu halbieren.