Pakistan-Experte: Kein langfristiger Plan für Wiederaufbau nach Flut

Pakistan-Experte: Kein langfristiger Plan für Wiederaufbau nach Flut
07.01.2023
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Frankfurt a.M. (epd). Der Wiederaufbau nach der Flut in Pakistan läuft nach Einschätzung des Büroleiters der Friedrich-Ebert-Stiftung in dem Land, Niels Hegewisch, schleppend. „Die Flutkatastrophe ist noch nicht bewältigt“, sagte Hegewisch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vier Monate nach den Überschwemmungen seien weiterhin tausende Kilometer Straße, Häuser und Krankenhäuser beschädigt. Der Wiederaufbau stehe noch ganz am Anfang.

Pakistan wurde in den Sommermonaten von einem überdurchschnittlich starken Monsunregen heimgesucht. Mehr als 1.700 Menschen kamen ums Leben. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden rund 440 Brücken sowie 13.000 Kilometer Straße zerstört. Die Kosten für den Wiederaufbau werden auf 16,3 Milliarden US-Dollar (15,5 Milliarden Euro) geschätzt. Für Montag haben die UN und die pakistanische Regierung zu einer Konferenz zum Wiederaufbau in Genf eingeladen.

Hegewisch sagte, die bisherigen staatlichen Hilfen für die Flutopfer seien nicht ausreichend. Zwar erhielten die Überlebenden Geld und Bauern bekämen Saatgut bereitgestellt. Diese Hilfen linderten lediglich die größte Not. „Mit Wiederaufbau oder Entschädigung hat das aber nichts zu tun“, betonte der Pakistan-Experte der SPD-nahen Stiftung.

Mit Blick auf den Wiederaufbau mahnte Hegewisch eine langfristige Strategie an. Zwar sei unvermeidlich gewesen, dass Menschen sterben. „Aber es hätte mehr getan werden können, um die Auswirkungen zu mildern“, sagte der Pakistan-Experte. In Bangladesch etwa, das auch häufig von Flutkatastrophen betroffen ist, gebe es viel mehr angepasste Bebauungspläne oder Warnsysteme. „Pakistan muss da fast bei null anfangen.“ Das liege an der pakistanischen Politik, die extrem kurzfristig sei. „Es geht immer nur um das, was heute anfällt und für das eigene politische Überleben wichtig ist“, kritisierte Hegewisch. Es gebe deshalb keinen Raum, um über langfristige Strategien und Perspektiven nachzudenken.

Pakistan zählt laut dem Klima-Risiko-Index der Organisation Germanwatch weltweit zu den am stärksten vom Klimawandel bedrohten Ländern. Zugleich weist das Land einen im globalen Durchschnitt äußerst geringen CO2-Ausstoß pro Kopf auf.