Stuttgart (epd). Als „größte offen klaffende Wunde der katholischen Kirche“ hat der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, den sexuellen Missbrauch von Kindern und minderjährigen Jugendlichen durch Priester, Diakone und Ordensleute bezeichnet. Diese sei durch nichts wirklich wiedergutzumachen, sagte Fürst beim Neujahrsempfang am Freitag in Stuttgart, heißt es in einer Mitteilung seiner Diözese.
Der Bischof schlug vor, ein Zertifikat für kirchliche, gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen einzuführen, die sich in der Prävention sexuellen Missbrauchs angemessen und kompetent verhalten. In seiner Diözese werde seit zwei Jahrzehnten „mit größtem Nachdruck“ sexueller Missbrauch aufgeklärt und versucht, solche Taten durch Präventionsmaßnahmen zu verhindern, berichtete der Bischof.
Die Synodalversammlung beim Reformprozess Synodaler Weg habe eine notwendige Reaktion auf den Vorwurf verabschiedet, dass hierarchische Kirchenstrukturen sexuellen Missbrauch begünstigten oder verursachten. Fürst sprach von einem „richtungsweisenden Text“ zu Macht und Gewaltenteilung in der Kirche und einem „Manifest der Hoffnung auf Strukturreformen in unserer Kirche in Deutschland“.
Bischof Fürst, der seit 2000 Bischof von Rottenburg-Stuttgart ist, hatte zum letzten Mal als amtierender Bischof zu dem Empfang geladen. Er wolle den Papst um seinen Rücktritt bitten, da er im Dezember 75 Jahre alt werde, kündigte er an. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart umfasst den Angaben nach 1.020 Kirchengemeinden mit rund 1,7 Millionen Mitgliedern im württembergischen Landesteil Baden-Württembergs.