Rom, Frankfurt a.M. (epd). Tausende Menschen haben am Montag in Rom Abschied vom verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. genommen. Der Leichnam wurde am Morgen im Petersdom aufgebahrt. Schon vor der Öffnung der Basilika habe sich eine lange Schlange von Menschen gebildet, die dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen wollten, wie „Vatican News“ berichtete.
Der aus Deutschland stammenden Papst emeritus war am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben. Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, stand von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Noch bis Mittwochabend können Trauergäste am Leichnam Abschied nehmen und beten. Die Trauerfeier zur Beisetzung ist für Donnerstag auf dem Petersplatz geplant. Das Requiem wird Papst Franziskus leiten. Beigesetzt wird Benedikt im Anschluss in der Krypta des Petersdoms.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, die Bilder des aufgebahrten Leichnams berührten ihn. So bleibe die Erinnerung an Benedikt XVI. „als Papst und Mensch, als Gott-Suchender und nun Gott-Finder“. Der Limburger Bischof eröffnete am Morgen in Berlin mit seiner Unterschrift das offizielle Kondolenzbuch für den Verstorbenen. Bätzing trug sich zusammen mit dem Apostolischen Nuntius Nikola Eterovic in das Buch ein.
Trauernde können sich bis Mittwoch in das offizielle Kondolenzbuch in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin jeweils zwischen 10 Uhr und 17 Uhr eintragen. Außerdem liegen Kondolenzbücher im Dom zu Limburg und am Sitz der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn aus.
Mehrere deutsche Bischöfe planen ihre Teilnahme an der Trauerfeier am Donnerstag in Rom. Wie die Deutsche Bischofskonferenz auf Anfrage des Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte, reisen neben Bätzing auch die beiden Kardinäle Rainer Maria Woelki aus Köln und Reinhard Marx aus München nach Rom.
Aus Bayern wollen auch der Passauer Bischof Stefan Oster, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick an der Trauerfeier teilnehmen. Den Bischöfen sei es freigestellt, ob sie zur Trauerfeier für den ehemaligen Papst Benedikt anreisten, sagte eine Sprecherin der Bischofskonferenz. Eine offizielle, gemeinsame Delegation werde es nicht geben.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller plädierte für ein differenziertes Urteil über den Umgang des verstorbenen Ex-Papstes mit Fällen sexualisierter Gewalt, für den er durch ein vor einem Jahr veröffentlichtes Gutachten bis zuletzt in der Kritik stand. Im Unterschied zu seinem Vorgänger Johannes Paul II. habe Ratzinger überhaupt erkannt, „dass das ein dramatisches Thema ist“, sagte Schüller der „Kölnischen Rundschau“ (Montag). Als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation habe er Johannes Paul II. überzeugt, dass solche Delikte zentral in Rom untersucht werden müssten.
Mit Blick auf seine eigene Verantwortung als früherer Erzbischof von München und Freising (1977-82) habe Benedikt stets nur von „Fehlern in seiner Amtszeit“ gesprochen, nicht von „persönlichen Fehlern“, sagte Schüller. Er habe Fehler nur schwer eingestehen können, auch weil er die Institution Kirche „um jeden Preis“ habe schützen wollen.