Frankfurt a.M. (epd). Leitende Geistliche der evangelischen und katholischen Kirchen haben anlässlich des Jahreswechsels dazu aufgerufen, mit Zuversicht ins neue Jahr zu gehen. Zudem appellierten sie an Solidarität und Mitgefühl zwischen den Menschen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hob den Zusammenhalt der Menschen in Deutschland hervor.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, rief zu Gottvertrauen auch in schwierigen Zeiten auf. Das helfe, „dem Schlimmen und Bösen standzuhalten“ und es zu überwinden, sagte sie laut Manuskript in ihrer Neujahrspredigt im ZDF-Fernsehgottesdienst in der Dresdner Frauenkirche. Gottvertrauen gebe auch Kraft, nicht aufzugeben und Rückschläge auszuhalten. „Wir müssen in all den Krisen beharrlich nach Lösungen suchen.“ Thema des 16. ZDF-Neujahrsgottesdienstes im Nachbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Frauenkirche war die biblische Jahreslosung für 2023 „Du bist ein Gott, der mich sieht“ aus dem Alten Testament.
Papst Franziskus erinnerte am katholischen Weltfriedenstag am 1. Januar an den bewaffneten Konflikt in der Ukraine. Bei der Neujahrsmesse am Sonntag im römischen Petersdom forderte er zum Gebet für diejenigen auf, die „von Krieg betroffen sind und die in diesen Festtagen in Dunkelheit und Kälte, in Elend und Angst, inmitten von Gewalt und Gleichgültigkeit leben“. Beim anschließenden Angelusgebet auf dem römischen Petersplatz sagte er, die dortigen Zerstörungen seien „unerträglich“.
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki ermutigte die Gläubigen, trotz aller aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation ohne Angst ins neue Jahr zu gehen. „Im Gegenteil. Wir dürfen voller Zuversicht, wunderbar geborgen, in die Zukunft blicken“, sagte Woelki am Samstag laut Predigttext im Silvestergottesdienst im Kölner Dom.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, rief Christen dazu auf, Hoffnung zu verbreiten. „Verdoppeln wir durch unser Klagen nicht die Beschwernisse der Krisen, sondern bringen wir uns kraftvoll mit unserer Hoffnung ein in die Gesellschaft und in die Kirche“, forderte er laut Redemanuskript in seiner Silvesterpredigt am Samstag im Münchner Liebfrauendom.
Nach Ansicht des Augsburger katholischen Bischofs Bertram Meier darf sich die Kirche „nicht aus der Weltverantwortung stehlen“. Aber Kirche und Welt seien keineswegs gleich, betonte der Bischof bei der Jahresschlussandacht am Samstag im Augsburger Dom. Wenn die Welt von der Kirche dominiert werde, bestehe die Gefahr des Gottesstaates. Und wenn die Kirche von der Welt verschluckt werde, mache sie sich auf Dauer überflüssig.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser betonte in seiner Silvesterpredigt angesichts von Kriegen und Konflikten weltweit die Kraft der Hoffnung. Die „tiefsten Quellen“ von Hoffnung und Zuversicht lägen im christlichen Glauben, sagte Dieser laut Redetext am Silvesterabend im Aachener Dom. „Es kommt darauf an, dass immer mehr Menschen sie entdecken und wir Mut und Kraft gewinnen, aus ihnen zu schöpfen.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte in seiner Neujahrsansprache, die am Silvesterabend ausgestrahlt wurde: „Unser Zusammenhalt ist unser größtes Pfund“. Mit Verweis auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betonte er, dass „ein schweres Jahr“ zu Ende gehe. Der Krieg habe auch Deutschland auf eine harte Probe gestellt.