Frankfurt a.M., Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben die zunehmende Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Myanmar angeprangert. Der UN-Experte Nicholas Koumjian erklärte am Freitag in Genf, es gebe einen dramatischen Anstieg vorsätzlicher oder willkürlicher Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser und Kirchen. Die Gewalt betreffe fast alle Landesteile.
Angriffe dieser Art seien nach internationalem Recht verboten und könnten als Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit geahndet werden, sagte Koumjian, der die UN-Untersuchungskommission für Myanmar leitet. Der 2018 vom UN-Menschenrechtsrat etablierte Unabhängige Untersuchungsmechanismus habe unter anderem Beweise gesammelt für Morde, Vergewaltigungen, Folter, rechtswidrige Inhaftierungen und Deportationen.
Bei dem Untersuchungsmechanismus geht es um die Aufarbeitung von Verbrechen, die seit 2011 in dem südostasiatischen Land begangen wurden. Darunter fallen auch die Verfolgung der muslimischen Rohingya sowie Angriffe und Gewalt gegen andere Minderheiten im Vielvölkerstaat Myanmar.
Insbesondere in den Hochburgen des Widerstands gegen das Militärregime geht die Junta sei dem Putsch brutal vor. So erinnerte Koumjian an das Massaker an Zivilisten vor einem Jahr im östlichen Bundesstaat Kayah. Damals waren dort die verkohlten Leichen von mehr als 30 Menschen in ausgebrannten Fahrzeugen aufgefunden worden, darunter Frauen, Kinder und Ältere. Das Massaker war an Heiligabend verübt worden.
Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP wurden seit dem Militärputsch im Februar 2021 mindestens 2.640 Menschen bei Protesten getötet und fast 16.600 Personen verhaftet. Die meisten davon sitzen immer noch hinter Gittern. Zugleich kämpfen immer mehr lokale Gruppierungen gegen die Junta. Vor allem junge Leute sind in den bewaffneten Widerstand gegangen.