Frankfurt a.M., Berlin (epd). Mit Blick auf ein mögliches Ende von Hilfslieferungen hat „Ärzte ohne Grenzen“ vor einer Verschärfung der humanitären Krise in Nordwestsyrien gewarnt. Ohne die Verlängerung einer Resolution im UN-Sicherheitsrat zur grenzüberschreitenden Hilfe hätten Millionen Menschen einen deutlich schlechteren Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung, sagte der Syrien-Koordination der Organisation, Francisco Otero y Villar.
Die von Rebellen kontrollierten Gebiete im Nordwesten Syriens sind ein Brennpunkt der humanitären Krise in dem Konfliktland. Nach UN-Angaben sind etwa 4,1 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Versorgt werden sie von internationalen Hilfsorganisationen über den an der Grenze zur Türkei gelegenen Übergang Bab al-Hawa. Grundlage ist eine umstrittene Resolution des UN-Sicherheitsrates, die am 10. Januar ausläuft.
Zuletzt wurde im Juli über die Resolution verhandelt. Wie in den vergangenen Jahren kam es zu einem diplomatischen Tauziehen zwischen westlichen Ländern und Russland, das an der Seite des Assad-Regimes steht. Russland wollte Hilfslieferungen durchsetzen, die das syrische Regime organisiert.
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ warnte derweil auch davor, dass der Bedarf an Hilfe im Nordwesten Syriens unabhängig von dem Streit über die Resolution das Angebot humanitärer Organisationen übersteige. Die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten sei durch die Wirtschaftskrise und den Rückgang der humanitären Mittel im Laufe der Jahre geschwächt. Jüngstes Beispiel für die anhaltende Krise in Syrien sei ein Choleraausbruch, der sich seit September ausbreite.
Der Krieg in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Terrorgruppen und Rebellen eroberten weite Teile des Landes. Mit militärischer Hilfe Russlands und Irans gelang es Assad, die meisten Gebiete wieder unter Kontrolle zu bringen.