Berlin, Gorleben (epd). Nach der unzureichend kommunizierten Änderung des Zeitplans bei der Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll in Deutschland hat das Nationale Begleitgremium mehr Transparenz im Suchverfahren angemahnt. „Das Standortauswahlverfahren steht an einer Wegscheide und muss durch mehr Transparenz gestützt werden“, erklärten die Vorsitzenden des Begleitgremiums, Miranda Schreurs und Armin Grunwald, am Dienstag.
Das Nationale Begleitgremium, das den Suchprozess vermittelnd begleiten soll, hat nach eigenen Angaben erst aus der Presse erfahren, dass sich die Suche wohl um Jahrzehnte verzögern wird. Durch Medienveröffentlichungen war bekannt geworden, dass der Standort für das Endlager wohl frühestens zur Mitte dieses Jahrhunderts feststehen wird. Dagegen steht im Standortauswahlgesetz, dass die Festlegung des Standortes für das Jahr 2031 angestrebt wird.
Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte die mit der Suche beauftragte Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) erklärt, dass sich an dieser Vorgabe nichts ändere. Am 10. November 2022 räumte die bundeseigene Gesellschaft ein, dass dieser Termin nicht zu halten ist. Die Auswertung geologischer Daten und auch die Entwicklung der nötigen Methoden verlange mehr Zeit. Dem Begleitgremium zufolge wird nun eine Festlegung des Standortes im Zeitraum zwischen 2046 und 2068 erwartet.
Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg weist darauf hin, dass die Verschiebung der Standortfindung um Jahrzehnte eine verlängerte Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle zur Folge hat. „Das wirft erhebliche Sicherheitsbedenken auf“, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Die Castor-Behälter, in denen der Atommüll aufbewahrt wird, und die Zwischenlager seien jeweils für 40 Jahre ausgelegt und genehmigt worden. Die zentralen Lagerstätten in Gorleben sowie im westfälischen Ahaus verfügten nur bis 2034 beziehungsweise 2036 über Betriebsgenehmigungen. „Wir sind höchst beunruhigt“, sagte Ehmke.